Umwelt

Wie grün sind Biokraftstoffe?

US-Mais, brasilianisches Soja und Palmöl mit schlechterer Ökobilanz als fossile Brennstoffe

Biokraftstoffe gelten als die „grüne” Alternative zu fossilen Brennstoffen wie Kohle, Gas oder Erdöl. Aber wie „grün“ sind Raps, Soja, Mais und Co. tatsächlich? Eine jetzt in „Science“ veröffentlichte Studie zeigt deutliche Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Rohstoffen auf. Die Forscher appellieren daher an die Regierungen, in ihrer Förderung von Biomasseanbau selektiver vorzugehen als bisher.

{1l}

Fossile Brennstoffe setzen das Treibhausgas Kohlendioxid frei und heizen damit den Klimawandel an. Zudem schwinden die weltweiten Vorräte an Kohle, Erdgas und Erdöl. Ein Grund mehr, nach nachwachsenden und klimafreundlichen Alternativen zu suchen. In den letzten Jahren haben sich dafür unter anderem Biotreibstoffe aus Mais, Soja, Raps und sogar Zuckerrohr etabliert. Beispielsweise zu Biodiesel oder Ethanol verarbeitet, treiben sie Busse und Pkws an oder erzeugen als Biogas Wärme und Strom.

Vergleich der Ökobilanz

Aber längst nicht jeder nachwachsende Rohstoff für diese Biokraftstoffe ist auch wirklich ökologisch sinnvoll und vertretbar. Das jedenfalls deckt jetzt eine Studie von Wissenschaftlern des Smithsonian Tropical Research Institute um Jörn Scharlemann und William Laurance auf. Im Auftrag der Schweizer Regierung analysierten die Forscher die ökologischen Kosten von 26 verschiedenen Biokraftstoffen, basierend auf ihrer relativen Reduktion von Treibhausgas-Emissionen und einem Index der Umweltwirkungen, in den Faktoren wie die Ausbeutung natürlicher Ressourcen, die Störung von Ökosystemen im Anbaugebiet oder auch gesundheitliche Folgen für den Menschen eingingen.

Schlechte Bilanz für US-Mais

Dabei zeigten sich gravierende Unterschiede in den ökologischen Kosten der verschiedenen Biokraftstoffe. Treibstoffe, die aus US-amerikanischem Mais, brasilianischem Soja oder Palmöl aus Malaysia erzeugt wurden, schnitten sogar schlechter ab als fossile Brennstoffe. Die besten Ränge nahmen Kraftstoffe aus Restprodukten wie Gras- oder Holzabfällen oder recyceltem Speiseöl ein.

Zwar beinhaltet die Studie keine Bewertung der sekundären Auswirkungen von Biokraftstoffen wie die steigenden Lebensmittelpreise durch die Verdrängung von Nahrungsmittelanbau zugunsten der rentableren Biokraftstoffproduktion, aber dennoch wird hier erstmals in größerem Rahmen die tatsächliche ökologische Bilanz der oft pauschal als „Bio“ subsumierten Kraftstoffe betrachtet.

„Verschiedenen Biokraftstoffe variieren enorm darin, wie umweltfreundlich sie wirklich sind”, erklärt Laurance. „Wir müssen jetzt schlau genug sein, um die richtigen Biokraftstoffe zu fördern, oder wir werden unserer Umwelt damit nicht sehr viel helfen.“

(Smithsonian Tropical Research Institute, 08.01.2008 – NPO)

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Biomasse - Holz, Stroh und Biogas - Energielieferanten der Zukunft?

Klimawandel - Bringt der Mensch das irdische Klima aus dem Gleichgewicht?

Bücher zum Thema

Wissen hoch 12 - Ergebnisse und Trends in Forschung und Technik von Harald Frater, Nadja Podbregar und Dieter Lohmann

Erneuerbare Energie - von Thomas Bührke und Roland Wengenmayr

Genius - Task Force Biologie - Strategiespiel zu umweltwelt- verträglichem Handeln

Fair Future - Ein Report des Wuppertal Instituts

Wodurch sind wir in die ökologische Bedrohung geraten? - von Jaspar von Oertzen und Franz Alt

Globale Umweltprobleme - Ursachen und Lösungsansätze von Eike Roth

Erneuerbare Energien und Alternative Kraftstoffe - Mit neuer Energie in die Zukunft von Sven Geitmann

Wetter und Klima - Das Spiel der Elemente - Atmosphärische Prozesse verstehen und deuten von Harald Frater (Hrsg.)

Top-Clicks der Woche