Medizintechnik

Mumien geben Geheimnisse preis

Magnetresonanztechnik bringt Durchbruch in der Mumienforschung

Magnetresonanz-basierte Teilrekonstruktion einer peruanische Mumie, ca. 1100 n. Chr. © UZH

Einem schweizerisch-deutschen Forscherteam ist jetzt ein Meilenstein bei der Erforschung von Mumien gelungen. Weltweit erstmals konnten die Wissenschaftler mittels der Magnetresonanztechnik (MRI) qualitativ hochwertige Bilder von intakten antiken Mumien aus Peru und Ägypten erzeugen, ohne die trockenen Gewebe vorher wieder zu befeuchten. Sie berichten über ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Journal of American Medical Association“.

In Mumien sind im Gegensatz zu Skeletten auch die Weichteile erhalten. Daher ermöglichen diese wertvollen Körper auf einzigartige Weise, Lebensbedingungen der Vorzeit zu studieren aber auch die evolutionäre Entwicklung von heutigen Krankheiten. Aus ethischen Gründen werden so genannte nicht-invasive – nicht Gewebe zerstörende – medizinische Methoden bei der Untersuchung historischer Mumien bevorzugt. Gerade die Magnetresonanztechnik, die ohne Röntgenstrahlen Einblick in das Körperinnern ermöglicht, ist daher besonders interessant.

Swiss Mummy Project

Nun ist es dem Forschungsteam „Swiss Mummy Project“ um Dr. Frank Rühli vom Anatomischen Institut der Universität Zürich im Rahmen eines von ihm geleiteten Projektes erstmals gelungen, erfolgreich MRI-basierte Bilder von trockenen Mumien – ohne deren vorgängige Befeuchtung – zu erzeugen.

Dr. Frank Rühli, Anatomisches Institut Universität Zürich Schweiz, untersucht erstmals eine ganze historische Mumie mittels Magnetresonanztechnik (MRI) ohne vorherige Rehydrierung des kostbaren Körpers. © UZH

Möglich wurde dies nur dank einer neuartigen Software der Siemens Medical Solutions. Auf klinischen Standard-MR-Geräten wurde mittels so genannter ultra-short-echo-time-application (UTE) diverse ägyptische und peruanische Mumien und Mumienteile – circa 1500 v. Chr. bis 1100 n. Chr. – bei Siemens Medical Solutions analysiert.

Anregung von Wasserstoffkernen

Die UTE-Anwendung erlaubt, auch ausgesprochen trockene Gewebe mittels der auf der Anregung von Wasserstoffkernen basierenden MR-Technik zu untersuchen. Dabei konnten unter anderem Teile der Bandscheiben oder auch Einbalsamierungssubstanzen, die im alten Ägypten bei der Mumifizierung verwendet wurden, besonders genau untersucht werden.

„Dies ist ein medizindiagnostischer Durchbruch in der Erforschung von Mumien“, so Rühli. „Wir haben nun eine weitere, erstmals absolut zerstörungsfreie Untersuchungsmethode zur Verfügung, die uns noch differenziertere Analysen historischer aber auch moderner trockener Gewebe ermöglicht.“ Diese UTE-Untersuchungen werden in Zukunft auch für rechtsmedizinische oder anthropologische Fragestellungen verwendet werden können.

(idw – Universität Zürich, 18.12.2007 – DLO)

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