Medizin

Wie gesund isst Europa?

Arbeiten zum zweiten EU-Gesundheitsbericht haben begonnen

Im Rahmen eines EU-Projektes in 25 Ländern erfassen Wissenschaftler in den nächsten zwei Jahren, wie es gegenwärtig um Ernährung und Gesundheit der europäischen Bevölkerung steht. Der erste Bericht 2004 war ernüchternd: Immer mehr EuropäerInnen rauchen, viele sind übergewichtig und betreiben zu wenig Sport. Ob sich hier etwas geändert hat, soll nun der EU-Gesundheitsbericht 2009 klären.

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Die von den verschiedenen Ländern erhobenen Daten wurden im ersten EU-Gesundheitsbericht 2004 recht unterschiedlich erhoben. Wurde in Griechenland beispielsweise gemessen und gewogen so wurde in Österreich lediglich befragt. Letzteres hat bei Übergewichtigen eine Abweichung von zehn bis 20 Prozent nach unten zur Folge. Der Zweite Europäische Ernährungs- und Gesundheitsbericht für 2009 wird unter der Leitung von Ibrahim Elmadfa, Professor für Ernährungswissenschaft an der Universität Wien, verfasst. Ziel ist es, die Erhebungsmethoden zu verbessern und die Daten zu vereinheitlichen.

Bewegungsverhalten wird aufgezeichnet

Bisher wurde nach bewusst ausgeübtem Sport nur gefragt. „Das hat dazu geführt, dass hart körperlich arbeitende Menschen wie etwa ArbeiterInnen angaben, kaum körperlich aktiv zu sein“, erklärt Elmadfa. Für die neue Erhebung wird der weltweit etablierte Fragebogen „International Physical Activity Questionnaire“ verwendet. Darüber hinaus wird die Genauigkeit des Fragebogens mittels eines Accelerometers kontrolliert. Dabei handelt es sich um ein Messgerät, das jede Bewegung der ProbandInnen aufzeichnet. In der Österreichischen Studie zum Bewegungsverhalten tragen 100 ProbandInnen stichprobenartig dieses Messgerät über einen Zeitraum von einer Woche. Die Ergebnisse der Messung werden anschließend mit denen des Fragebogens verglichen.

Europa – unterschiedliche Ess- und Lebensgewohnheiten

Die Lebensgewohnheiten der EuropäerInnen unterscheiden sich nach Regionen, nach sozialer Schicht, nach Geschlecht, Altersgruppe und Bildungsstand. So kaufen österreichische Familien mit zunehmendem Bildungsstand mehr Fisch und weniger Alkohol ein, verwenden SüdeuropäerInnen ungleich mehr Olivenöl als der Rest Europas, und junge Frauen greifen heute eher zur Zigarette als ihre älteren Geschlechtsgenossinnen. Diese Daten sind oft nicht so leicht zu erhalten, meint Elmadfa: „Wir bemühen uns um detaillierte Daten, sind aber von den nationalen Stellen und deren Möglichkeiten abhängig.“

Zu den europaweiten Gemeinsamkeiten: Die EuropäerInnen rauchen im Schnitt immer mehr, rückläufig waren die Zahlen lediglich in Dänemark und Belgien. Sehr viele EuropäerInnen sind übergewichtig oder haben erhöhte Blut-Cholesterin-Werte. In den Ländern, in denen 2004 schon die körperliche Betätigung der Bevölkerung erhoben wurde, war sie meist gering. Das Angebot von Obst und Gemüse ist am europäischen Markt zwar im Steigen, die WissenschafterInnen beurteilten es jedoch nach wie vor als unzureichend.

Sieht es also finster aus für die gesundheitliche Zukunft Europas? Ibrahim Elmadfa ist optimistisch: „Wir zeigen Trends auf und machen darauf aufmerksam, damit die politischen Verantwortlichen, aber auch jede einzelne Person darauf reagieren kann. Und wer weiß, vielleicht hat sich ja seit dem ersten Bericht schon einiges verändert!“

(Universität Wien, 25.10.2007 – NPO)

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