Müssten wir heute vor einem Tyrannosaurus rex flüchten, hätten wir wahrscheinlich kaum eine Chance. Denn der als langsam verschriene Dinosaurier rannte vermutlich schneller als ein austrainierter Profifußballer. Mithilfe komplexer Computermodelle haben Forscher die Geschwindigkeiten verschiedener Saurierarten neu berechnet und dabei einige frühere Annahmen korrigiert.
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Wissenschaftler der Universität von Manchester wollten es genau wissen: Hätte der Tyrannosaurus rex tatsächlich einen fahrenden Jeep verfolgen können, wie im Film Jurassic Park gezeigt? Oder war der fleischfressende Koloss viel zu schwerfällig dafür? Mithilfe eines leistungsstarken Supercomputers machten sie sich daran, die Muskelkraft, Größe und den Bau der Tiere in einem komplexen Modell zu verbinden und daraus die Laufgeschwindigkeiten zu errechnen.
Modell basiert auf artspezifischer Biomechanik
„Bisherige Forschungen basierten auf Daten von noch existierenden zweibeinigen Modellorganismen um daraus darauf zu schließen, wie schnell die Dinosaurier rennen konnten“, erklärt Bill Sellers, Biomechanikforscher an der Universität von Manchester und einer der Leiter der Studie. „Solche Berechnungen können zwar akkurat die Höchstgeschwindigkeit eines sechs Tonnen schweren Huhns prognostizieren, aber Dinosaurier sind nicht wie Hühner gebaut und bewegen sich nicht wie diese.” Stattdessen basierte das Modell der Forscher direkt auf Daten zur Struktur von Skelett und Muskeln der untersuchten Dinosaurier.
Trotz seiner großen Rechenleistung brauchte der Supercomputer jedes Mal bis zu einer Woche, um die Biomechanik des jeweiligen Tieres zu „lernen“ – von den ersten ungeschickten Schritten bis hin zur Modellierung des mit voller Kraft rennenden Lebewesens. Die ersten Testdaten, mit denen der Rechner gefüttert wurde, waren die eines 70 Kilogramm schweren Menschen und der Muskelstruktur eines Profisportlers. Korrekt ermittelte das Programm für diesen eine Höchstgeschwindigkeit von rund 25 Kilometern pro Stunde. Ebenfalls als Test ließen die Forscher die Geschwindigkeiten für einen 30 Kilogramm schweren südamerikanischen Emu sowie einen 65 Kilogramm schweren Strauß berechnen. Das Ergebnis waren korrekte 48 und 56 Kilometer pro Stunde.
Kleinster Dino schneller als der Strauß
Dann waren die Dinos an der Reihe. Eingegeben wurden die Daten von fünf verschieden großen fleischfressenden Raubdinosauriern, angefangen vom kleinsten, dem nur drei Kilogramm wiegenden Compsognathus, über den 20 Kilogramm schweren, aus Jurassic Park bekannten Velociraptor, bis hin zum Sechstonner Tyrannosaurus rex. Das Modell ergab für den T.rex immerhin respektable 28 Stundenkilometer, er wäre damit um ein Weniges schneller als ein menschlicher Profisportler. Deutlich schneller waren die kleineren Dinos, der nur drei Kilogramm schwere Compsognathus hätte sogar das heute schnellste Tier auf zwei Beinen, den Strauß, locker überholt.
„Die Zahlen, die wir ermittelt haben, sind zurzeit die beste Schätzung darüber, wie schnell diese prähistorischen Tiere rennen konnten“, so Phil Manning, Mitarbeiter der Untersuchung. „Unsere Studie, die für T.rex die minimale Muskelmasse einrechnete, die der Dino für die Bewegung brauchen würde, deutet darauf hin, dass dieser Fleischfresser zwar nicht unglaublich schnell war, aber auf jeden Fall rennen konnte und nur wenig Probleme gehabt hätte, beispielsweise den Fußballstar David Beckham einzuholen.“
(University of Manchester, 22.08.2007 – NPO)