Medizintechnik

Stress kann man messen

Forscher entwickeln mobiles Gerät für Langzeitaufnahmen

Dr. Silvia Noetzel, Prof. Dr. Helmut Schuster und Kai-Uwe Irrgang (von links) mit dem von ihnen an der Fachhochschule Lausitz entwickelten Diagnose- und Therapiegerät gegen psychische Überbelastung "MentalBioScreen k3". © Steffen Rasche / Fotoreporter

Ein mobiles Messgerät für Stress hat jetzt ein Forscherteam der Fachhochschule Lausitz entwickelt. Die Neuentwicklung ist nur wenig größer als ein Handy und untersucht den Hautleitwert, einen wissenschaftlich anerkannten Indikator für mentale Erregungszustände.

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„Vor etwa drei Jahren ist Dr. Silvia Noetzel an mich mit ihrer Idee herangetreten, ein transportables, handliches Messgerät für Langzeitmessungen des Grades des Stresszustandes von Patienten zu ermitteln“, erläutert Professor Dr. Helmut Schuster, Wissenschaftler an der Hochschule.

Zuerst analysierte der Forscher gemeinsam mit Betriebswirtschaftsstudenten den Markt. Fazit des Experten für Marketing und Unternehmensplanung: Ein portables Gerät in dieser Form mit Display und hoher Messgenauigkeit gibt es noch nicht, während der Bedarf von Ärzten und Verhaltenstherapeuten an einer kontinuierlichen Wertaufnahme auch außerhalb der Praxisräume im normalen Lebensumfeld der Patienten, vorhanden ist.

„Dann haben wir begonnen, das Gerät mit Unterstützung der Fachhochschule zu entwickeln“, sagt Noetzel. Die Ärztin und Verhaltenstherapeutin wollte sich nicht damit abfinden, dass bei ihren Patienten mit der bisher verfügbaren Gerätetechnik eine Messung der Werte nur in der Arztpraxis stattfinden konnte. „Die wirklich Stress auslösenden Faktoren sind zum Teil den Patienten nicht genau bekannt, mit unserem neuen Gerät können sie mit der Anzeige ihren eigenen Stresswert einschätzen“, so die Medizinerin.

Gerät macht genaue Diagnose möglich

Mit dem Diplom-Ingenieur Kai-Uwe Irrgang kam der Dritte zum Bunde: ein Techniker, der tüftelte, probierte und den größten Teil der praktischen Entwicklungsarbeiten an dem inzwischen patentierten Gerät vornahm. Mit dem kleinen Messgerät können Langzeitmessungen durchgängig aufgezeichnet werden und erlauben dem Arzt oder Therapeuten eine genaue Diagnose und exaktere Behandlungsmethoden, denn die Auslöser für die mentalen Erregungszustände können minutiös ausgewertet werden.

Anwendung kann das Gerät beispielsweise auch in der Therapie von Angstpatienten finden, so die Forscher. Auf dem Display sehen die Patienten, wie sich ihr mentaler Erregungszustand entwickelt. Dann können die Patienten punktgenau die gemeinsam mit dem Therapeuten entwickelten Entspannungsübungen machen, wenn es die Situation verlangt. Ein lachendes oder trauriges Gesicht zeigt auf einen Blick, ob sich die Werte im günstigen oder ungünstigen Bereich bewegen.

Supermarktbatterien reichen aus

Das funktioniert so: „Die handelsüblichen Klebe-Elektroden leiten einen sehr kleinen Messstrom durch die Haut, im Stressfall ist der Hautleitwert deutlich höher, diese Werte zeichnet das MentalBioScreen K3 auf und zeigt sie simultan an. Wir haben bei der Entwicklung darauf geachtet, so viele handelsübliche Teile wie möglich zu verwenden, so reichen zum Beispiel normale Supermarktbatterien oder Akkus völlig aus, um das Gerät zu betreiben. Damit können wir die Betriebs-Kosten für die Endanwender niedrig halten“, erklärt der technische Informatiker Irrgang.

„Das Stressmessgerät wird in der Diagnostik und Therapie von psychosomatischen Beschwerden, Depressionen, Angsterkrankungen und chronischen Schmerzen eingesetzt werden. Die Entwicklung des Gerätes wirft eine Menge weiterer zu erforschender Fragen auf, Forschungen, die erst durch die Möglichkeit, langfristig und mobil die Erregungszustände der Patienten in ihrem täglichen Umfeld zu messen und aufzuzeichnen, tatsächlich umgesetzt werden können“, wagt Noetzel einen Blick in die Zukunft.

(idw – Fachhochschule Lausitz, 26.07.2007 – DLO)

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