Mithilfe so genannter „Autonomer Unterwasser-Vehikel (AUV)“ können physikalische und chemische Verhältnisse in der Wassersäule und am Meeresboden aufgezeichnet werden. Das AUV ist im Gegensatz zu einem „Remote Operated Vehicle (ROV)“ nicht über ein Kabel mit dem Schiff verbunden ist, sondern taucht völlig autonom in der Wassersäule. Auch das Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) in Kiel schafft nun mithilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft ein solches System an, das zusammen mit dem ROV6000 bald die Tiefsee erkunden wird.
Zu Beginn eines AUV-Einsatzes wird dem Fahrzeug Ziel, Kurs und Aufgabe einprogrammiert. Die torpedo-ähnlichen Systeme können mehrere Fragestellungen während eines Einsatzes bearbeiten. Hierzu werden unterschiedliche Meßsysteme an dem AUV installiert. Die derzeit vorgesehene Ausstattung zur Messung der Meerwasserparameter sind eine Temperatur- und Drucksonde (CTD) und ein Partikelsensor. Zusätzlich werden ein hoch auflösendes Echolot, ein Seitensichtsonar, ein Sonar, das Tiefenprofile des Sediments erstellt, und eine Fotokamera zur Kartierung und Dokumentation des Meeresbodens eingesetzt.
Perfektes Unterwasser-Team
Doch neben dem AUV wird das IFM-GEOMAR in Zukunft auch über das weltweit modernste ROV verfügen. Professor Peter Herzig, Direktor des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften, vergleicht die speziellen Einsatzbereiche der beiden Tauchroboter: „In der Forschung setzen wir das AUV ähnlich wie ein Aufklärungsflugzeug ein. Dieses Gerät gleitet etwa 200 Meter über den Meeresboden und liefert uns sehr schnell Daten von einer relativ großen Fläche. In Kombination mit dem ROV Kiel 6000, das nah am Boden detaillierte Informationen sammelt, haben wir somit Werkzeuge, die sich gegenseitig perfekt ergänzen.“
„Im Oktober 2008 soll es ein erstes gemeinsames Projekt von ROV und AUV geben“, freuen sich Colin Devey, Klas Lackschewitz und Thomas Kuhn vom IFM-GEOMAR. Ziel ist die Vermessung und Beprobung der Wassersäule und des Meeresbodens am Mittelatlantischen Rücken zwischen 4° und 11°S in Wassertiefen bis 4.000 Metern. Dort treten bis zu 400°C heiße Lösungen aus dem Meeresboden aus.
Die Erforschung heißer Quellen am Meeresboden
Um die Bedeutung derartiger heißer Quellen im globalen Temperatur- und Stoffhaushalt realistisch abschätzen zu können, sind dort flächendeckende Messungen erforderlich. Dazu wird das AUV zunächst die Eigenschaften wie Temperatur und Salzgehalt der Wassersäule über den heißen Quellen messen und hoch auflösend (< 1 Meter) das Meeresbodenrelief im Umfeld der Quellen kartieren. Auf der Basis dieser Ergebnisse wird das ROV anschließend gezielt im Bereich der Hydrothermalquellen eingesetzt, um Proben zu nehmen und Experimente am Meeresboden durchzuführen.
„Mit dem gemeinsamen Einsatz von ROV und AUV nutzen wir nicht nur die teure Schiffszeit effektiv, sondern es können auch neue wissenschaftliche Fragestellungen angegangen werden, welche die gleichzeitige Untersuchung von Parametern in der Wassersäule und am Meeresboden erfordern“, erklärt Lackschewitz. Dies kann zum Beispiel beim Auftreten von submarinen Vulkanausbrüchen oder bei von Seebebeben ausgelösten submarinen Rutschungen der Fall sein. „Insgesamt hoffen wir, dass dadurch das Verständnis für das System Meer und dessen Rolle für den Menschen als Rohstoff- und Nahrungsquelle, als Klimafaktor, aber auch als Quelle der Erholung und Entspannung wachsen wird“, fasst Devey die hohen Erwartungen zusammen.
(GeoUnion, 20.07.2007 – AHE)