In Zukunft könnten die klimatischen Veränderungen und die damit einhergehende Verknappung natürlicher Ressourcen nicht nur Flüchtlingsströme, sondern immer häufiger auch bewaffnete Konflikte auslösen. Das zeigt eine Studie, die den Zusammenhang zwischen Temperaturschwankungen und Missernten einerseits und der Häufigkeit kriegerischer Auseinandersetzungen andererseits im östlichen China analysiert hat.
David Zhang von der Universität Hongkong und seine Kollegen Autoren wertetenfür ihre jetzt in der Fachzeitschrift „Human Ecology“ veröffentlichte Studie Aufzeichnungen über 899 Kriege in Ostchina zwischen 1000 und 1911 aus, die in der „Tabulation of Wars in Ancient China“ dokumentiert sind. Sie verglichen diese Aufzeichnungen mit Temperaturdaten der nördlichen Hemisphäre für den gleichen Zeitraum. Die Mehrheit der chinesischen Bevölkerung ist von der Agrarproduktion dieser Region abhängig.
Kälte fördert Kriege
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Häufigkeit von Kriegen in Ostchina, ganz besonders im südlichen Teil dieser Region, tatsächlich in einem deutlichen Zusammenhang mit Temperaturschwankungen stand. Nahezu alle Kriege und dynastische Veränderungen fielen mit Kälteperioden zusammen. Temperaturschwankungen wirken sich sehr oft unmittelbar auf Landwirtschaft und Gartenbau aus, und in einer Gesellschaft mit begrenzten technologischen Möglichkeiten wie dem vorindustriellen China, hängen sinkende Temperaturen damit auch eng mit der Verfügbarkeit von Agrarprodukten und Nutzvieh zusammen.
Laut Zhang und seinem Team waren in Zeiten ökologischer Krisen Kriege oft das letzte Mittel, um eine Umverteilung der Ressourcen zu erreichen. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass „es die durch langfristige klimatische Veränderungen ausgelösten Schwankungen in der Agrarproduktion waren, die Chinas historischen Zyklus aus Krieg und Frieden bestimmten“. Sie empfehlen Wissenschaftlern, bei der Suche nach Ursachen von Kriegen in unserer Geschichte auch klimatische Veränderungen mit einzubeziehen.
In Anbetracht dieser Ergebnisse gehen Zhang und Kollegen mit Blick auf die Zukunft davon aus, dass eine Verknappung von essentiellen Ressourcen, wie etwa Frischwasser, Agrarland, Energiequellen und Mineralien, in unseren Gesellschaften durchaus noch mehr bewaffnete Auseinandersetzungen auslösen kann.
(Springer science and business media, 11.07.2007 – NPO)