Das größte bisher bekannte Kaltwasserkorallen-Riff südlich der norwegischen Lofoten-Inseln erhielt erneut Besuch vom deutschen Forschungseisbrecher Polarstern. Rund 350 Meter unter der Meeresoberfläche untersuchen die Wissenschaftler mit Hilfe des Tauchbootes JAGO die geologischen Strukturen im Untergrund des Röst-Riffes.
Die vor wenigen Jahren entdeckten Kaltwasserkorallenriffe erstrecken sich als ein breites Band entlang des nordwest-europäischen Kontinentalrandes. Die tiefen Riffe vor Nordnorwegen sind die bisher nördlichsten Vorkommen von Kaltwasserkorallen und sind erst nach der letzten Eiszeit entstanden.
Sie weisen eine hohe biologische Artenvielfalt auf, werden von zahlreichen Fischarten bewohnt und jetzt regional unter Schutz gestellt, damit sie nicht von der Schleppnetz-Fischerei zerstört werden. Riffbildende Kaltwasserkorallen leben in Tiefen zwischen 60 und 2.000 Metern und bevorzugen strömungsexponierte Erhebungen. Sie ernähren sich überwiegend von Zooplankton, das in den kalten nährstoffreichen Gewässern des Nordatlantiks in großer Dichte vorhanden ist. Im Gegensatz zu den tropischen Warmwasserkorallen beherbergen sie in ihrem Gewebe keine Algen, die mit Hilfe des Sonnenlichtes Nährstoffe produzieren und an die Koralle weitergeben.
„Die fragilen Riffe können mit der notwendigen Genauigkeit und Sorgfalt sehr gut von einem für wissenschaftliche Arbeiten ausgestatteten Forschungstauchboot dokumentiert und beprobt werden“ sagt Dr. Michael Klages vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, der gemeinsam mit seinen Kollegen von der Jacobs-Universität in Bremen wichtige Teile des EU-Projektes HERMES leitet. HERMES widmet sich der Erforschung reichhaltiger und weitgehend unbekannter Ökosysteme entlang der europäischen Kontinentalränder vom Nordatlantik bis ins Mittelmeer.
Das JAGO-Team mit Logistikerin Karen Hissmann und Pilot Jürgen Schauer vom IFM-GEOMAR verweist mit Stolz auf das makellose Funktionieren ihres Tauchbootes, das während seiner eintausend Tauchgänge bereits viele exotische Ziele ansteuern konnte. Prof. Dr. Jörn Thiede, Direktor des Alfred-Wegener-Institutes und gegenwärtig Expeditionsleiter auf Polarstern lobt die gute Teamarbeit mit JAGO. „Wenn die deutschen Meeresforschungseinrichtungen ihre moderne Instrumentierung in gemeinsamen Vorhaben erfolgreich einsetzen, bringen wir weltweit Aufsehen erregende wissenschaftliche Spitzenleistungen zustande“.
(Alfred-Wegener-Institut, 20.06.2007 – AHE)