Der neue Tauchroboter des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) hat die letzten Tests erfolgreich bestanden und wartet nun auf den ersten Einsatz im offenen Meer. Mit einer Tauchtiefe von bis zu 6.000 Metern und ausgestattet mit innovativen Technologien, ist das „ROV Kiel 6000“ das weltweit modernste Gerät seiner Art. „ROV“ steht für „Remotely Operated Vehicle“, ein über ein Glasfaserkabel vom Schiff aus ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug.
„Die Tests sind sehr gut gelaufen“, sagt Professor Colin Devey, Leiter des Projekts am IFM-GEOMAR, „wir sind überzeugt, dass der Hersteller uns ein hervorragendes Fahrzeug konstruiert hat“. Thomas Kuhn, wissenschaftlicher Koordinator des „ROV Kiel 6000“ berichtet, „es war sehr spannend zu beobachten, wie das Gerät die Schritte von der Blaupause in die Realität vollzogen hat. Für uns Forscher eröffnen sich nun ganz neue Horizonte, wichtigen Fragen in den Meereswissenschaften nachzugehen.“
Ziel: Kartierung des Meeresbodens
Allein die Tatsache, dass mit einer Tauchtiefe von 6.000 Metern mehr als 90 Prozent des Meeresbodens der Weltozeane erreichbar sind, stellt eine neue Dimension für die Meereswissenschaften in Deutschland dar. „Hiermit können wir brennenden Fragen zur zukünftigen Entwicklung und Nutzung der Ozeane nachgehen: Klimawandel, Rohstoffe, neue Energien und CO2-Deponierung sowie Risikoforschung stehen im Vordergrund. Das „ROV Kiel 6000″ ist mit modernster digitaler Beobachtungstechnologie zur hochauflösenden Kartierung des Meeresbodens ausgerüstet und kann mit Hilfe von zwei elektrohydraulischen Greifarmen in der Tiefsee Messungen und Experimente durchführen sowie Wasser-, Sediment- und Gesteinsproben nehmen. Daten und Bilder werden in Echtzeit telemetrisch mit dem 6.500 Meter langen Glasfaserkabel zu den Wissenschaftlern im Kontrollraum an Bord des Schiffes geschickt“, sagt Professor Peter Herzig, Direktor des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften.
„Während wir mit unserem bemannten Tauchboot JAGO Korallenriffe, Unterseevulkane oder Küstenregionen optimal untersuchen können, erlaubt uns das „ROV Kiel 6000″ die wirklich tiefen Bereiche des Ozeans zu erforschen.“
ROV seetauglich
Nach einer aufwändigen technischen Abnahme bei der Herstellerfirma in Kalifornien bescheinigte der Germanische Lloyd dem Hightechgerät der Spitzenklasse am 10. Juni 2007 nun die Seetauglichkeit. Neben technischen Eigenschaften wie Stabilität, Manövrierfähigkeit und die Funktionalität komplexer elektronischer Systeme, mussten die Konstrukteure auch nachweisen, dass sicherheitsrelevante Aspekte der Operation gewährleistet sind.
Als nächste Station für den Tauchroboter steht der erste Tiefseetest im August 2007 auf dem Forschungsschiff „Sonne“ im Pazifischen Ozean an. Danach folgen die ersten Einsätze auf Forschungsexpeditionen unter Leitung des IFM-GEOMAR zu Hydrothermalquellen im Zentral-Atlantik. Im Januar 2008 wird das ROV schließlich im Heimatinstitut in Kiel eintreffen.
Das Hightech-Gerät kostet in der Grundausstattung etwa 3,2 Millionen Euro. Darüber hinaus wurden etwa 1,5 Millionen Euro in die verschiedenen technischen Systeme investiert, die überwiegend von Firmen im Lande geliefert wurden. Die Gesamtinvestition in Höhe von 4,7 Millionen Euro stellte das Land Schleswig-Holstein im Rahmen einer Sonderförderung aus dem Schleswig-Holstein-Fonds bereit.
(idw – Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, Kiel, 14.06.2007 – DLO)