Geowissen

Handy als Navigationssystem

Neues Fahrplanauskunftssystem für Mobiltelefone entwickelt

In einer fremden Stadt den Weg zum Bahnhof oder zu einer Sehenswürdigkeit zu finden, kann sich als nervenaufreibende Angelegenheit herausstellen. Viel schneller und bequemer geht es mit dem Fahrplanauskunftssystem für Mobiltelefone, das Forscher der Universität Erlangen-Nürnberg entwickelt haben. Wie bei der Bordnavigation für Autofahrer bleibt die Orientierung dem elektronischen Helfer überlassen, nur dass Handy-Navigation für Benutzer gedacht ist, die sich zu Fuß und mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegen.

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Das System ist einfach zu bedienen. Es genügt, den Namen des Ziels in das Handy einzugeben, um die nächste Busverbindung zu erfahren und sich zur Haltestelle lotsen zu lassen. Die Erfindung hat nach Ansicht der Wissenschaftler Innovationskraft: „Handy-Navigation könnte im Tourismus, aber auch in anderen Anwendungsbereichen von großem Nutzen sein“, sagt Bernd Ludwig, Mitarbeiter des Lehrstuhls für Künstliche Intelligenz.

Navigation mit verteilten Rollen

Kleine tragbare Endgeräte wie Handys sind meist nicht leistungsfähig genug, um gute Verbindungen zum Internet zu gewährleisten, größere Datenmengen zu speichern und komplexe Rechenoperationen durchzuführen. Datenspeicherung und -verarbeitung für die Navigation per Mobiltelefon werden deshalb innerhalb eines Netzwerks aufgeteilt. Arbeitsstationen, so genannte Clients, greifen dabei auf einen zentralen Server zu, der bestimmte Ressourcen anbietet.

Im Fall des Auskunftssystems übernimmt der Client die Darstellung auf dem Display und ermittelt zudem den aktuellen Aufenthaltsort des Benutzers. Dazu verwendet er Informationen, die über Satellit gesendet werden. Die Angaben, die für die aufwändige Suche nach dem Wunschziel und den relevanten Fahrplänen gebraucht werden, übermittelt der Client an eine Server-Komponente.

Auf dem Server sind Daten gespeichert, die speziell zu diesem Zweck erstellt wurden, etwa die Koordinaten aller Haltestellen oder Fußwegverbindungen zu ausgewählten Orten. „Exemplarisch haben wir aus Wikipedia-Artikeln Angaben dazu entnommen, wo und wie Sehenswürdigkeiten zu finden sind“, erklärt Ludwig. Die Einträge können fortlaufend erweitert werden, so dass jeder angeschlossene Client automatisch von den neuesten Informationen profitiert. Sowohl diese spezifischen Daten als auch verschiedene Informationsquellen aus dem Internet werden auf dem Server ausgewertet und an den Client übermittelt.

Liste mit Ergebnissen

Ist eine Anfrage bearbeitet, zeigt das Display eine Liste mit Ergebnissen. Der Benutzer kann sie nach verschiedenen Kriterien sortieren lassen, beispielsweise nach der Entfernung zum derzeitigen Standort, und dann den Zielpunkt auswählen, der ihn am meisten interessiert. Ein Ziel, das häufiger angesteuert wird, kann auch auf dem Client gespeichert und von dort künftig abgefragt werden, ohne dass eine erneute Suche über den Server nötig ist.

Will der Benutzer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Ziel gelangen, weist er den Client auf seinem Handy an, seinen gegenwärtigen Aufenthaltsort und die Informationen zum ausgewählten Zielpunkt an den Server zu senden. Der ermittelt die besten Fahrpläne zur aktuellen Zeit und schickt diese wiederum zurück an den Client. Dort wird automatisch die nächste Verbindung ausgewählt und der Weg angegeben, der zur Starthaltestelle führt.

Ideal für Großveranstaltungen

„Diese Version würde sich ausgezeichnet für einen Touristen eignen, der in einer fremden Stadt eine individuelle zusammengestellte Rundfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln planen und zeitlich flexibel durchführen will“, erläutert Dr. Ludwig. Grundsätzlich aber lassen sich die Methoden, die am Lehrstuhl für Künstliche Intelligenz erarbeitet wurden, für unterschiedliche Szenarien einsetzen. So könnte man die Anwendung mit entsprechenden Modifikationen etwa auf Massenveranstaltungen wie Messen oder örtlich verteilten kulturellen Veranstaltungen, wie den in letzter Zeit immer beliebteren Langen Nächten einsetzen. Die Besucher ließen sich zwischen den einzelnen Stationen von ihren Mobilgeräten lotsen und zusätzlich mit Informationen versorgen. Eine weitere Möglichkeit wäre es, auf dem Server regelmäßig die neuesten Informationen zu kulturellen Veranstaltungen, beispielsweise Konzerten oder Ausstellungen, zu hinterlegen und mit Wegbeschreibungen und Fahrplänen zu kombinieren, die die Veranstaltungsorte leicht erreichbar machen.

(idw – Universität Erlangen-Nürnberg, 31.05.2007 – DLO)

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