Um die genetischen Ursachen von 25 Krankheiten, darunter Epilepsie, Parkinson, Alzheimer, Herzerkrankungen und Malaria, besser zu verstehen, hat das Nationale Genomforschungsnetz (NGFN) gestern eines der weltweit größten Forschungsprojekte gestartet. Wissenschaftler wollen darin das Erbgut von bis zu 25.000 Patienten und Kontrollpersonen mithilfe von DNA-Chips untersuchen.
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Die Forscher vergleichen in ihrer Studie die Daten von Patienten mit denen gesunder Probanden, um genetische Variationen und Unterschiede zu identifizieren, die mit den Krankheiten verbunden sind. „Jeder einzelne Teilnehmer dieser Studie wird auf mehrere hunderttausend genetische Details hin untersucht“, erläutert Professor Max Baur von der Universität Bonn. „Wir bekommen so über 20 Milliarden Einzeldaten. Dies ist der Einstieg in eine neue Welt der Genetik, die zu der Entwicklung besserer Behandlungsmöglichkeiten führen wird“, fügt Professor Peter Nürnberg, Koordinator der Genotypisierungsplattform des NGFN hinzu.
Genetischer Bauplan unter der Lupe
Das NGFN nutzt die Affymetrix Technologie, um die genetische Information von mehr als 17.000 Menschen zu analysieren. Zusätzliche 8.000 Personen werden mit den DNA-Chips der Firma Illumina untersucht. Die DNA-Chips können ein großes Spektrum an genetischen Varianten detektieren und so die Zusammenhänge zwischen Genetik und Gesundheit auf der Ebene des gesamten menschlichen Erbguts analysieren.
Mit beiden Systemen lassen sich mehr als 500.000 Veränderungen von einzelnen Buchstaben im Text des genetischen Bauplans (so genannter single nucleotide polymorphism, SNP) nachweisen, aber auch andere genetische Unterschiede, darunter Variationen in der Anzahl von Genkopien. Erst in den letzten Jahren offenbarte sich, dass sich die Kopienzahl vieler Gene von Mensch zu Mensch erheblich unterscheidet und dass diese Art der genetischen Variation sowohl die biologischen Funktionen als auch die Entstehung von Krankheiten beeinflusst.
Projekt soll weitere Studien auf den Weg bringen
„Wir hoffen, dass wir mit diesem Großprojekt weitere Studien dieser Art anstoßen können“, sagt Professor Stefan Schreiber von der Universität Kiel. „Andere Projekte, wie das Wellcome Trust Case Control Consortium in Großbritannien, sind bereits erste Schritte zu einer systematischen Aufklärung von genetischen Krankheitsursachen gegangen. Wir gehen mit unserer Initiative einen Schritt weiter: Wir suchen auch gezielt die Verbindungen zwischen ähnlichen Krankheiten, um krankheitsübergreifende Gene zu identifizieren. Die Möglichkeit eine derart große Gruppe von Personen wie in dieser Studie zu untersuchen, ist grundlegend für das Verständnis komplexer genetischer Zusammenhänge.“
Die Ergebnisse aus dieser Studie fließen letztendlich in eine Datenbank ein, die für Forscher aus den Hochschulen und der pharmazeutischen Industrie zugänglich ist. Alle Untersuchungen werden unter strengen Datenschutzrichtlinien und nur nach schriftlicher Einwilligung der Studienteilnehmer und der Bewilligung der entsprechenden Ethik-Kommissionen durchgeführt.
(Nationales Genomforschungsnetz, 27.04.2007 – DLO)