Ob Krokodile, Flamingos, Insekten oder Urpferde – die Fossilienlagerstätte Grube Messel strotzt nur so vor urzeitlicher Artenvielfalt. Entsprechend wurde sie bereits vor mehr als zehn Jahren in die Liste der Weltnaturerbe-Denkmäler aufgenommen. Nun zeigt das Hessische Landesmuseum Darmstadt die größte und bedeutendste Auswahl von Messel-Fossilien, die jemals für eine Sonderausstellung zusammengestellt wurden.
Rund neun Kilometer nordöstlich von Darmstadt liegt mit der Grube Messel ein einzigartiges Archiv, das einen 47 Millionen Jahre alten Lebensraum wieder auferstehen lässt. Neben der Artenvielfalt ist es vor allem die Qualität der Funde, die Messel so bedeutsam macht. Denn als Besonderheit sind an den Fossilien neben dem Federkleid oder der Behaarung zum Teil auch Weichteilstrukturen oder sogar die Mageninhalte erhalten geblieben. Die Fossilien stammen aus einer Zeit, in der die Dinosaurier bereits ausgestorben waren und die Säugetiere noch am Beginn ihrer erfolgreichen Entwicklung standen.
Tropische Seenlandschaft
Damals lag Messel noch zehn Breitengrade näher am Äquator, etwa auf der Höhe des heutigen Neapels. Da das Erdklima zu dieser Zeit ohnehin wärmer war als heute, dürfte sich rund um den Messeler Maarsee eine ausgedehnte Tropenlandschaft erstreckt haben, mit 25 °C Durchschnittstemperatur und immergrünem Wald. Doch auch wenn über dem Erdboden hieran heute nichts mehr erinnert, so schlummert nahezu die gesamte damalige Fauna und Flora noch in einer rund 200 Meter mächtigen Tonschicht. Diese entstand durch die langsame und fast zwei Millionen Jahre dauernde Versandung eines Sees.
Mehr als 130 Wirbeltierarten sowie Pflanzen aus über 100 Familien konnten die Wissenschaftler bislang freilegen. Aufgrund ihres guten Erhaltungszustandes erlangten vor allem die Säugetiere weltweite Berühmtheit, darunter mehrere Arten von Urpferden. Die ebenfalls vielfältigen Funde von Vögeln sind bedeutsam für die stammesgeschichtliche Entwicklung ihrer heutigen Verwandten. Beeindruckend war neben Ursträußen und Flamingos sicherlich der Diatrymas, ein Kranichvogel. Zwar war er flugunfähig, dafür aber fast zwei Meter groß.
Berühmte Ausstellungsstücke
Auch in der Sonderausstellung vom 29. März bis 30. September 2007 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt erhält der Besucher eine atmosphärische Vorstellung von dem ehemaligen Lebensraum: So gehört der berühmte Ameisenbär, Eurotamandua joresi, ebenso zu den 125 ausgestellten Objekten wie die Vorläufer der Pferde (Gattung Propalaeotherium). „Messel on Tour“ ist eine Wanderausstellung und wird nach ihrer ersten Station in Darmstadt in mehreren großen naturhistorischen Museen des In- und Auslands zu sehen sein.
Museum
Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1
64283 Darmstadt
0 61 51 | 16 57 03
(Hessisches Landesmuseum Darmstadt, 27.03.2007 – AHE)