Nicht nur wir nutzen die Sonne as Energiequelle, auch Asteroiden tun es: Ein internationales Forschungsteam hat jetzt einen Asteroiden entdeckt, dessen Rotation von Sonnenenergie angetrieben wird. Den zusätzlichen „Kick“ für seine sich beschleunigende Eigendrehung erhält „Apollo“ durch die Reflektion des Sonnenlichts von seiner Oberfläche, wie die Forscher jetzt in „Nature“ berichten.
Der rund 1,5 Kilometer große Asteroid 1862 Apollo gehört zu den erdbahnkreuzenden Objekten und ist daher Gegenstand intensiver Beobachtungen. Ein Team um den Astronomen Mikko Kaasalainen von der Universität von Helsinki hat jetzt die Form und Rotationsperiode des Asteroiden mithilfe von Helligkeitsmessungen mehrerer Jahre genauer bestimmt. Dabei entdeckten sie Überraschendes: Seine Drehgeschwindigkeit nimmt offenbar allmählich zu und dieses wiederum scheint in Zusammenhang mit dem Sonnenlicht zu stehen.
Zurzeit braucht Apollo rund drei Stunden für eine Drehung um sich selbst. Doch wie die neuen Analysen zeigen, nimmt diese Geschwindigkeit zu. Nach Ansicht der Astronomen kann dies dazu führen, dass er in der Zukunft irgendwann einmal durch die Fliehkräfte gesprengt wird und auseinander bricht oder radikal seine Form ändert. Möglicherweise ist der kleine Trabant, der seinen Weg jetzt begleitet, bereits ein Resultat einer solchen Deformation.
Angetrieben wird die Beschleunigung durch die Strahlung der Sonne: Die von der Oberfläche des Asteroiden reflektierten Strahlen wirken wie eine Art Rückstoßantrieb und sorgen dafür, dass er sich immer schneller dreht. Mit Apollo ist zum ersten Mal ein solcher Effekt bei einem Himmelskörper größer als einen Kilometer nachgewiesen worden. Die Ergebnisse bestätigen zugleich die Annahme,. dass auch so genannte nicht-gravitationale Kräfte für die dynamische Entwicklung von Asteroiden wichtig sind. Sie können zum einen mit dem so genannten Yarkovsky-Effekt den Orbit eines Himmelskörpers verändern und zum anderen auch den Spin-Status, also die Eigendrehung, beeinflussen – unter Astronomen als Yarkovsky- Radzievskii- O'Keefe- Paddack oder YORP-Effekt bezeichnet.
Diese Kräfte können durchaus konkrete Auswirkungen auch für die Erde haben, da insbesondere bei Erdbahnkreuzern jede Veränderung der Drehung oder des Orbits die Kollisionswahrscheinlichkeit mit der Erde verändern und auch erhöhen kann.
(Suomen Akatemia, 08.03.2007 – NPO)