Geowissen

Grummeln der Erde „übersetzt“

Seismisches Hintergrundgeräusch liefert wertvolle Informationen

a: Aufzeichnung der aufgefangenen passiven Daten, b: Muster nach dem Herausrechnen von Oberflächenwellen und speziellen Filterverfahren. © Draganov et al.

Die Erde ist nie ganz still: Bewegungen im Untergrund, aber auch Schallwellen von der Oberfläche erzeugen Geräusche, die sich in der Erdkruste fortpflanzen. Dieses „Grummeln“ der Erde könnte, das haben jetzt niederländische Forscher herausgefunden, wertvolle Informationen über die Beschaffenheit und den Status des Untergrunds liefern, beispielsweise auch die Lage von Öl- und Gasfeldern verraten.

Wenn Schallwellen durch ein Medium wie die Erdkruste wandern, werden sie dabei in ihren Eigenschaften verändert. Werden sie aufgefangen, können sie unter bestimmten Voraussetzungen daher als Informationsträger genutzt werden. Mithilfe von Bodenmikrophonen und ein paar mathematischen Berechnungen kann aus dem seismischen Hintergrund-Grummeln so ein Signal gewonnen werden.

Im Gegensatz zu bisherigen Methoden, bei denen erst gezielt seismische Wellen erzeugt werden müssen, um den Untergrund zu untersuchen – beispielsweise im Rahmen der Suche nach Öllagerstätten -, nutzt die neue Methode der so genannten seismischen Interferometrie allein das ohnehin vorhandene Hintergrundgeräusch der Erde.

Entwickelt wurde die Idee für diese Methode zunächst von den Geophysikern Kees Wapenaar und Evert Slob von der Universität Delft gemeinsam mit ihrem Kollegen Roel Snider von der Colorado School of Mines. Sie demonstrierten theoretisch, dass das seismische „Grummeln“ für zahlreiche Zwecke genutzt werden könnte, darunter auch die Suche nach neuen Öl- und Gasfeldern.

Ölfirmen an Verfahren interessiert

Jetzt haben die Forscher, ergänzt um den Kollegen Deyan Draganov, ihre Theorie auch in der Praxis getestet. In einer Wüstenregion im Mittleren Osten registrierten sie die Untergrundgeräusche mithilfe von Bodenmikrophonen und schafften es dank spezieller Berechnungen, daraus Daten über das Reflektionsverhalten der seismischen Wellen zu extrahieren. Es gelang ihnen damit nicht nur, oberflächliche Schallwellen auszuwerten, sondern auch Signale aus größeren Tiefen.

Erste Ölfirmen, darunter auch Shell, die einen Teil der Kosten für diese Versuche trug, sind bereits sehr an dem neuen Verfahren interessiert. Die Ergebnisse der Tests wurden jetzt in der Fachzeitschrift Geophysical Research Letters veröffentlicht.

(Universität Delft, 28.02.2007 – NPO)

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Schriftzeichen

Ältestes Alphabet der Welt entdeckt?

Erstes Porträt eines extragalaktischen Sterns

Baby-Säbelzahnkatze im Permafrost entdeckt

Auch erwachsene Schimpansen spielen noch miteinander

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

Dossiers zum Thema

Erdbeben - Vorhersagbar oder aus heiterem Himmel?

Bücher zum Thema

Der bewegte Planet - Eine geologische Reise um die Erde von Richard Fortey

Landschafts formen - Unsere Erde im Wandel von Harald Frater

Gesteine - Entstehung - Zerstörung - Umbildung von Peter Rothe

Physische Geographie kompakt - von Jürgen Bauer, Wolfgang Englert & Uwe Meier

Allgemeine Geologie - Eine Einführung in das System Erde von Frank Press und Raymond Siever

Top-Clicks der Woche