Wer von Umweltverschmutzung durch Autos redet, meint meist die Abgase. Doch die größte Schwermetallbelastung für Gewässer ergibt sich überraschenderweise durch den Abrieb von Bremsbelägen und Reifen. Einer neuen Studie zufolge hat der Straßenverkehr damit die Industrie als größten Schwermetallverschmutzer abgelöst. An mehr als der Hälfte der Messstellen in deutschen Gewässern sind die Grenzwerte für Kupfer und Zink inzwischen überschritten – mit Folgen für empfindliche Tier- und Pflanzenarten.
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Dabei sind die Fahrzeuge noch eine Quelle für weitere Schadstoffe, so die Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe: Über den Abrieb von Bremsbelägen und Reifen gelangen jedes Jahr 932 Tonnen Kupfer, 2.078 Tonnen Zink und 80 Tonnen Blei in die Umwelt. Auch die Ausrüstung der Straßen und Autobahnen mit verzinkten Leitplanken oder Schilderbrücken sowie der Fahrbahnabrieb tragen zu den Belastungen bei.
Kanalisation transportiert kontaminiertes Wasser
Der Straßenverkehr trägt daran aber nicht die Alleinschuld, wie die Untersuchungen im Auftrag des Umweltbundesamtes zeigen. An Dächern und Fassaden von Gebäuden werden diese Metalle ebenfalls zunehmend verwendet, wegen der längeren Haltbarkeit, zum Beispiel von Regenrinnen, und wegen der leichten Verarbeitung. Aber auch aufgrund gestalterischer Überlegungen greifen Architekten heute gerne zu Kupfer- und Zinkverblendungen, was zur Folge hat, dass jedes Jahr von Gebäuden 85 Tonnen Kupfer, 682 Tonnen Zink und 25 Tonnen Blei in die Umwelt gelangen, der Löwenanteil davon über die Kanalisation in Flüsse und Seen.
„Dabei gibt es sinnvolle Alternativen“, sagt Thomas Hillenbrand, Projektleiter am Fraunhofer ISI. Diese finden Bauherren und Architekten in einem Leitfaden des Umweltbundesamtes. Neben dem Verzicht auf große Metallflächen an Gebäuden listet der Leitfaden andere metallische Produkte auf wie verzinntes Kupferblech, beschichtetes Zinkblech oder Aluminium- und Edelstahlbleche, die deutlich geringere Korrosionsraten aufweisen. Auch Filtersysteme zur Behandlung des Dachablaufwassers helfen, die Schwermetallbelastung zu senken.
Dringenden Handlungsbedarf sieht Hillenbrand bei Bremsbelägen. Seit 2004 dürfen zwar keine bleihaltigen Bremsbeläge mehr hergestellt werden und auch Auswuchtgewichte aus Blei sind verboten, doch Kupfer ist in Bremsbelägen immer noch enthalten, obwohl das nicht mehr nötig wäre. Im Ersatzteilhandel gibt es bereits kupferfreie Beläge, die sich jedoch in der Erstausrüstung bei den Automobilherstellern noch nicht durchgesetzt haben.
Link
Die Studie „Einträge von Kupfer, Zink und Blei in Gewässer und Böden – Analyse der Emissionspfade und möglicher Emissionsminderungsmaßnahmen“ kann hier herunter geladen werden.
(Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung, 16.02.2007 – AHE)