Geowissen

Je mehr Erdbeben, desto besser?

Geothermieprojekt löst Erdstöße in der Region Basel aus

Bohrturm des Geothermieprojekts © Deep Heat Mining

Wenn die Erde bebt, muss das nicht schlecht sein. Ganz im Gegenteil: Ein Geothermieprojekt hat in Basel und Umgebung unbeabsichtigt kleinere Erdstöße ausgelöst, die langfristig gesehen sogar ein größeres Erdbeben verhindern helfen.

Am Morgen des 6.Januar 2007 bebte in Basel die Erde. Der leichte Erdstoß der Magnitude 3,1 wurde wahrscheinlich durch das Geothermieprojekt „Deep Heat Mining“ ausgelöst. Im Rahmen des Projekt wird Wasser in die Tiefen des Gesteins gepresst und wirkt hier wie ein Schmiermittel. Bestehende Spannungen im Gestein lösen sich und Erdbeben sind die Folge. Trotz erster Besorgnis auch in der Bevölkerung sind solche Beben jedoch keieneswegs bedenklich, sondern sogar positiv, so Experten.

Basel ist, wie der gesamte südliche Breisgau ein Erdbebengebiet. In historischer Zeit kam es vielfach zu Beben, mit einer Maximalmagnitude bis zu (wahrscheinlich) 6,5. Wegen der logarithmischen Magnitudenskala wurde dabei etwa 27.000 mal so viel Energie frei, wie bei dem Erdstoß am 8.12.2006.

In allen Erdbebengebieten fragt man sich, wie man Erdbeben verhindern kann. Die einzige weltweit diskutierte Methode hierzu ist das vorzeitige Auslösen kleiner Erdstöße durch Wasserinjektionen, um so Energie aus der Erde heraus zu nehmen und ein großes Schadenbeben zu verhindern. Diese Methode scheiterte bislang jedoch daran, dass es sehr schwierig ist, die jeweils aktive Kluft im Untergrund zu lokalisieren, anzubohren und zu stimulieren.

Erdbeben-„Vorbeugung“ durch Zufall

In Basel ist dies mit dem Geothermie Projekt nun durch Zufall gelungen. Ein weiteres Problem, bei der Vermeidung von Schadenbeben durch vorzeitige Auslösen kleiner Beben besteht darin, dass viele solcher geringfügeren Ereignisse notwenig sind, um ein großes zu verhindern. Um einem Beben der Magnitude 4 zuvorzukommen, müssten etwa 30 Erdstöße der Magnitude 3 ausgelöst werden. In Basel sind nun glücklicherweise nach dem Erdstoß vom 8.12.2006 weitere aufgetreten, zuletzt am 6.1.2007.

Mit jedem dieser Kleinbeben, die ja zu keinerlei Schäden führen, wird der aktiven spannungsgeladen Kluft im Untergrund Energie entzogen, die dann für ein größeres natürliches Beben nicht mehr zur Verfügung steht. Je mehr dieser kleinen Erdstöße nun noch auftreten, umso mehr wird das Risiko eines wirklichen Schadenbebens gemindert. Also: Je mehr Nachbeben, desto besser für Basel.

(Geothermische Vereinigung, 09.01.2007 – NPO)

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