Im Sommer des Jahres 2006 erregte ein archäologischer Fund in der Mongolei weltweit für Aufsehen: Die Eismumie eines etwa 2.500 Jahre alten Reiterkriegers aus der Zeit der Skythen. Nun kommt der Sensationsfund nach Deutschland und soll bei einer Untersuchung im Bereich Humanmedizin der Universität Göttingen zumindest einige seiner Geheimnisse preisgeben.
"Unser Ziel ist es, den Gesundheitszustand dieses skythischen Kriegers zu rekonstruieren, Hinweise auf seine Lebensgewohnheiten zu erlangen und möglicherweise die Todesursache festzustellen. Da sich der Körper dieses skythischen Kriegers gut erhalten hat, hoffen wir, wesentliche biografische Fakten dieses eisenzeitlichen Mannes aus dem Altaigebirge aufzudecken", sagt Professor Dr. Michael Schultz, der die Untersuchungen leitet.
Die Eismumie wurde in einer Höhe von 2.500 Metern im südöstlichen Teil des Altaigebirges im Dreiländereck von China, Russland und der Mongolei im Juli 2006 von einem internationalen Team ausgegraben. Unter Leitung von Professor Hermann Parzinger, Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI), waren insgesamt 28 Forscher aus Deutschland, Russland und der Mongolei an dieser Expedition beteiligt. Der Archäologe nennt den Fund "fantastisch".
Krieger aus dem Eis
Die Mumie ist dank des Dauerfrostbodens in der Höhe bis auf das Gesicht und den Oberkörper gut erhalten geblieben. Der Mann ist jung, zwischen 30 und 40 Jahre alt, blond und gehört vermutlich der Oberschicht an. Der "Krieger aus dem Eis" trägt einen prachtvollen Pelzmantel und vergoldeten Kopfschmuck, dazu Hosen, Filzstiefel, im Köcher die Pfeile für seinen Bogen, am Gürtel Dolch und Streitaxt. Das Grab enthielt sogar 2.500 Jahre alte Fleischreste und Geschirr.
Der skythische Krieger könnte der Wissenschaft neue Erkenntnisse über Ernährung und Krankheiten der Vergangenheit liefern. "Der Fund erlaubt uns damit einen einzigartigen Einblick in die Welt dieser Menschen", erläuterte Professor Parzinger.
Jetzt soll die Mumie aus dem Eis in der Abteilung Anatomie und Embryologie des Bereichs Humanmedizin der Universität Göttingen paläopathologisch und anthropologisch untersucht werden.
Bei den Untersuchungen kommen makroskopische, lupenmikroskopische, endoskopische und radiologische Techniken zum Einsatz. Außerdem werden licht- und rasterelektronenmikroskopische sowie biochemische (Proteomik) und molekularbiologische Verfahren (alte DNA) durchgeführt.
(idw – Universität Göttingen, 14.12.2006 – DLO)