Der "Teufelszwirn" ist ein Schmarotzer, der andere Pflanzen auf ungewöhnliche Weise ausbeutet: Er schlingt sich heimtückisch um die Wirtspflanze, um sie als Nahrungs-Tankstelle anzuzapfen. Jetzt haben Forscher eine Substanz entwickelt, die Pflanzen, die vom Teufelszwirn befallen sind, wirksam heilt und den aggressiven Parasiten zurückdrängt.
Der Teufelszwirn bildet keine eigenen Wurzeln oder Blätter. Die Keimlinge winden sich durch Wachstum über den Erdboden auf der Suche nach dem perfekten Opfer. Hierbei, so die Wissenschaftler der Technischen Universität Darmstadt, geht der Schmarotzer äußerst intelligent vor: Er "ortet" seinen künftigen Ernährer anhand des "Geruchs" – flüchtige Gase, die alle Pflanzen absondern, von Menschen jedoch nicht wahrgenommen werden.
Um an Wasser und Nährstoffe der Opfer zu gelangen, stellt das Windengewächs eine Verbindung zu ihren Leitgefäßen her, und saugt sie aus. In der Zwischenzeit produziert der Zwirn viele neue Keimlinge und überwuchert systematisch die umliegende Vegetation. Der Schädling richtet nach Angaben der Wissenschaftler auf diese Art ernorme wirtschaftliche Schäden an: In wärmen Klimazonen wie den südlichen USA, Südamerika, oder dem Nahen Osten kann der grüne Teufel ganze Getreide-, Soja-, Kartoffel- oder Kaffeefelder vernichten. Aber auch in unseren Gefilden treibt er Hobbygärtner zur Verzweiflung, indem er Pflanzen aus dem Gewächshaus befällt.
Neue Hoffnung für Pflanzenzüchter
Einem Biologen-Team um den Pflanzenwissenschaftler Ralf Kaldenhoff ist es nach jahrelanger Erforschung von Cuscuta – so der botanische Name des Teufelszwirns – gelungen, eine Substanz zu entwickeln, die befallene Pflanzen aus dem Würgegriff befreit. Die Forscher untersuchten, wie es dem Parasiten gelingt, sich auf der Opferpflanze festzusetzen. Sie entdeckten, dass Cuscuta Angriffsproteine ausscheidet, die die Oberfläche des Wirtes aufweichen, und so ein Eindringen des Parasiten in die Zellen ermöglichen.
Kaldenhoff entwickelte eine Peptid-Lösung, die die Wirkung dieser Angriffsproteine hemmt. Besprüht man befallene Pflanzen mit dieser Peptid-Lösung, lässt der Teufel von der Pflanze ab. Der Stoff ist anders als Pestizide nicht umweltbelastend. Die TU-Forscher demonstrierten die Wirksamkeit am Beispiel von wertvollen chinesischen Bonsai-Bäumen, die von Cuscuta befallen waren.
Der Erfolg war selbstredend: Nachdem die Bonsais mit der Peptid-Lösung behandelt wurden, verschwand der grüne Teufel und die Pflanzen erholten sich rasch. Das entwickelte Verfahren ist bereits als Patent gesichert. Jetzt suchen die Darmstädter nach einem starken Partner aus der Industrie, der mit Ihnen das Patent verwertet.
(idw – Technische Universität Darmstadt, 12.12.2006 – DLO)