GeoUnion

Werksteinen von Hügelgräbern auf der Spur

Regionale Sandsteinvorkommen für bronzezeitliche Grabstätten benutzt

Hügelgrab. © Stephanie Klatt / Sebastian Stelter

Für ihre monumentalen Hügelgräber verwendeten die Menschen der Bronzezeit Steinplatten, die sie aus regionalen Vorkommen beschafften. Dies fanden Nachwuchswissenschaftler heraus, die ein Gräberfeld südwestlich von Nebra auf die geologische Zusammensetzung der verwendeten Naturwerksteine hin untersuchten hatten.

„Die Region um Nebra in Sachsen-Anhalt ist in den vergangenen Jahren vor allem durch den Fund der frühbronzezeitlichen Himmelsscheibe archäologisch berühmt geworden“, erläutert Sebastian Stelter vom Institut für Geowissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. „Doch neben der Fundstelle auf dem Mittelberg gibt es weitere Hinweise auf eine frühgeschichtliche Kultur“, fügt Stephanie Klatt hinzu. So befindet sich nahe Kleinwangen im Ziegelrodaer Forst ein Hügelgräberfeld, das 30 – 40 mittelbronzezeitliche Einzelbestattungen aufweist. Gemeinsam haben die beiden Nachwuchswissenschaftler die dort verwendeten Naturwerksteine untersucht sowie eine geoärchäologische Kartierung der Umgebung vorgenommen.

Oolithe geben Hinweis auf Herkunft

Dünnschliff Oolith. © Stephanie Klatt / Sebastian Stelter

„Die gesamte Landschaft westlich von Nebra ist bekannt für ihre Naturwerksteinbrüche, die dort in den letzten Jahrhunderten entstanden sind“, so Stelter. „Doch scheinbar war die Nutzung der lokalen Gesteinsarten schon während der Bronzezeit vor mehreren tausend Jahren üblich“, fügt der Geologe hinzu. Darauf deuten die mikroskopischen und geologischen Untersuchungen der für die Hügelgräber verwendeten Sandsteinplatten hin. Denn Teil des Gesteingefüges sind die so genannten Oolithe, auch Rogensteine genannt. Dieses Sedimentgestein weist eindeutig auf die Herkunft der Platten aus den Gebieten der heutigen und nahe gelegenen Steinbrüche hin.

„Die Steinkisten der Hügelgräber wurden mit Sandsteinen ausgekleidet, die verwitterungsbedingt in eineinhalb bis zwei Zentimeter starke Platten brechen“, erläutert Klatt. Diese Sandsteinplatten zeigen bei genauer Betrachtung ein oolithisches Gefüge, das exakt der Zusammensetzung der Gesteinspakete entspricht, die nahe dem Hügelgräberfeld an die Oberfläche treten. Die entsprechenden Horizonte sind maximal dreißig Zentimeter mächtig und treten in mehreren Lagen auf. Diese Abfolge lässt sich eindeutig den karbonatreichen Schichten des Unteren und Mittleren Buntsandsteins vor über 200 Millionen Jahren zuweisen“, gibt Klatt eine zeitliche Einordnung der Gesteinsplatten.

Geologischen Fingerabdruck identifiziert

Sandstein. © Stephanie Klatt / Sebastian Stelter

Oolith ist ein Sedimentgestein, das aus mehreren rundlichen Aggregaten besteht, den so genannten Ooiden. Diese bildeten sich einst im Flachwasser, als sich Karbonat durch Wellenbewegungen konzentrisch um einen Keim anlagern konnte. „Werden mehrere Ooide zusammengeschwemmt und zementiert, spricht man von einem Oolith“, erklärt der Geologe Stelter. Eine Besonderheit bei den Oolithen der Hügelgräber ist nun, dass sie als ooidreiche Sandsteine auftreten. Sie enthalten neben dem karbonatischen Zement auch sedimentären Quarz sowie Feldspat. Damit sind sie unter dem Mikroskop deutlich zu klassifizieren. Dieser geologische „Fingerabdruck“ brachte Klatt und Stelter auf die Spur der verwendeten Naturwerksteine.

(Stephanie Klatt & Sebastian Stelter / University Halle-Wittenberg, 17.11.2006 – AHE)

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