Nach einigen Klimaszenarien könnte der Nordatlantikstrom, die „Fernheizung“ Europas“, durch einströmendes Schmelzwasser zum Erliegen kommen. Doch droht dies wirklich? Deutsche Klimaforscher sind jetzt der Frage nachgegangen, wie stark der Einfluss des abschmelzenden grönländischen Inlandeises auf die so genannte thermohaline Zirkulation im Atlantik ist.
Die Forscher vom Max-Planck-Institut für Meteorologie um Johann Jungclaus wiederholten für ihre Studie die Modellrechnungen für den neuen IPCC-Statusreport, der 2007 erscheinen wird, ergänzten diese jedoch mit einem zusätzlichen Schmelzwassereintrag an den Küsten Grönlands. Die aktuellen Klimaprojektionen für das 21. Jahrhundert lassen darauf schließen, dass sich die thermohaline Zirkulation im Nordatlantik abschwächen wird. In die bisherigen Modellrechnungen ging dabei das Abschmelzen des Grönlandeises nicht ein.
Die Annahme, dass ein Abschmelzen die Schwächung der Zirkulation beschleunigen könnte, liegt nahe. Immerhin schwächte sich die nordatlantische Zirkulation unter konservativen bzw. extremen Annahmen für die Schmelzraten um 35 Prozent bzw. 42 Prozent ab, ohne diese Annahmen waren es „nur“ 30 Prozent im A1B-Szenario. Doch selbst bei hohen Abschmelzraten erholt sich die Zirkulation im Nordatlantik im 22. Jahrhundert.
Wie die Forscher mitteilen, lassen die neuen Modellrechnungen daher darauf schließen, dass ein abrupter Klimawandel durch das Abschmelzen des grönländischen Inlandeises und ein Stoppen der Nordatlantikzirkulation kein realistisches Szenario für das 21. Jahrhundert ist.
(Max-Planck-Institut für Meteorologie, 27.09.2006 – NPO)