Noch genauere Biopsien soll zukünftig ein Navigationssystem im OP ermöglichen: Ein Forscherteam hat ein Computersystem entwickelt, das einen sicheren und präzisen Nadelvorschub bei der Entnahme von Gewebeproben steuert und so die Krebsdiagnostik verbessert.
"CAPPA IRAD erlaubt die punktgenaue Platzierung von Biopsienadeln im Körper. Damit können künftig sehr kleine Tumore an schwer zugänglichen Stellen sicher punktiert werden", beschreibt Professor Dr. Werner Bautz vom Radiologischen Institut der Universität Erlangen-Nürnberg die Vorteile der Neuentwicklung. "Für den Radiologen werden damit Biopsien mit doppelt schrägen Zugangswegen möglich. Dies sind Wege, die zu beiden Achsen des Körpers (oben/unten und links/rechts) schräg verlaufen, um Knochen oder Organe zu umgehen und nicht zu verletzen."
Eine Biopsie wird immer dann notwendig, wenn Gewebe zum Beispiel aus einem Tumor entnommen und untersucht werden soll. Dafür wird eine Nadel von außen in den Tumor gestochen, mit deren Hilfe dann eine Gewebeprobe entnommen wird. Das Navigationssystem beschleunigt in komplizierten Fällen die Diagnose und schont den Patienten, da keine Operation notwendig ist. In der laufenden klinischen Studie an der Erlanger Uniklinik wurden Tumore in Lunge, Leber und Knochen sicher und erfolgreich punktiert.
Neben einem optischen Trackingsystem und der Navigationslösung mit Touch-Screen gehören eine spezielle Nadelhalterung, ein Patientenrahmen und ein Patientenfixierungssystem zur Komplettlösung dazu. Vor der Biopsie wird der Patient so fixiert, dass er bequem liegt und sich nur eingeschränkt bewegen kann – eine wichtige Voraussetzung für eine fehlerfreie Platzierung der Nadel. Anschließend führt der Radiologe einen CT-Scan durch. Danach kann er den Zugangsweg dreidimensional mithilfe des Systems planen, die Nadel präzise ausrichten und dann während des Eingriffs den Nadelvorschub in Echtzeit am Monitor kontrollieren – ohne eine weitere CT-Aufnahme. "Das System verstärkt den Trend zu minimalinvasiven, patientenschonenden Eingriffen. Es schafft Zugangswege, die bislang nicht vorhanden waren", so Prof. Bautz.
(Universität Erlangen-Nürnberg, 13.09.2006 – NPO)