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Antarktis einst Herzstück von Gondwana

Geologen entschlüsseln die zentrale Bedeutung des Südkontinents für das Plattenpuzzle der Erde

Rekonstruktion eines antiken Gefäßes mit Hilfe von Verzierungen. © F. Tessensohn

Die Antarktis liegt isoliert im Südozean und für uns Europäer somit nicht nur sprichwörtlich sondern auch entfernungsmäßig am Ende der Welt. Doch das war nicht immer so. Denn der heute fast ausschließlich von Eis bedeckte Kontinent war einst Teil des Superkontinents Gondwana, der sich vor 500 bis 180 Millionen Jahren aus vielen Teilen der heutigen Südkontinente zusammensetzte. Geologische Untersuchungen in der Antarktis geben daher wertvolle Hinweise auf die Vergangenheit der Erde.

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„Gondwana bestand neben der heutigen Antarktis noch aus den Kontinenten Südamerika, Afrika, Indien und Australien“, erklärt Professor Georg Kleinschmidt, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Polarforschung. Ausgelöst durch plattentektonische Prozesse vereinte sich Gondwana schließlich vor rund 320 Millionen mit den nördlichen Landmassen Laurasias zum Superkontinent Pangäa. Bereits einige hundert Millionen Jahre zuvor hatte es mit Rodinia schon einmal einen solchen Superkontinent gegeben, der einschließlich der Antarktis nahezu die gesamte Kontinentalmasse der Erdkruste in sich vereinte. „In beiden Superkontinenten nahm die Antarktis eine zentrale Stellung ein“, so Kleinschmidt. „Besonders in Gondwana bildete sie das Herzstück, das mit allen anderen Kontinentbruchstücken Verbindung hatte.“

„Scherben-Puzzle“ zusammenfügen

Entsprechend groß ist das Interesse der Geologen, die Geschichte der Antarktis mittels Bohr- und Eiskernanalysen zu erkunden. „Die Forscher verfahren dabei wie bei der Rekonstruktion zerbrochener antiker Gefäße, die anhand der Verzierungen an den Scherben wieder zusammen gefügt werden“, gibt Kleinschmidt einen plastischen Vergleich. „Nur mit dem Unterschied, dass wir keine Scherben sondern die Strukturen der Faltengebirge des Superkontinents miteinander vergleichen“, so Kleinschmidt. Durch dieses geologische „Puzzle-Spiel“ konnten die Forscher inzwischen vieles von Gondwana rekonstruieren. So gaben beispielsweise mehr als 500 Millionen Jahre alte Überschiebungen wertvolle Hinweise darauf, wie Australiens Lage im Subkontinent zur Antarktis war.

Nachtschichten bringen die innere Uhr aus dem Takt. © Moodboard/ iStock.com

„Da die Antarktis sowohl in Rodinia als auch in Gondwana eine zentrale Position einnahm, gelingt eine solche Rekonstruktion nicht ohne die Antarktis“, fasst Kleinschmidt die Bedeutung des heutigen Südkontinents zusammen. Vielmehr muss sie in besonderem Maße berücksichtigt werden, was eine möglichst gute Kenntnis vom geologischen Aufbau, sprich den „Verzierungen auf den Scherben“ des Rondina- und Gondwana-Herzstücks Antarktis voraussetzt.

Dieses wertvolle Wissen und die entsprechenden Untersuchungsmethoden liefert die Geologie. Mit ihrer Hilfe ist es möglich, das System Erde auch für weit zurückliegende Zeiträume zu rekonstruieren. „Dazu gehören natürlich auch die Bewegungen, die zur Bildung und zum Zerfall der genannten Superkontinente führten“, so Kleinschmidt. Die Rekonstruktion erfolgt vor allem mit Hilfe der Paläomagnetik, die das Alter der Gesteine sowie die Lage der Kontinentplatten zueinander und zum Gradnetz der Erde bestimmen kann.

(Georg Kleinschmidt/Universität Frankfurt, 04.08.2006 – AHE)

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