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Wo bleibt das Kohlendioxid?

Ozeane speichern mehr Treibhausgase als gedacht

Wo bleibt das CO2 im Meer? © IMSI MasterClips

Heizung, Transport und die Produktion von Gütern: all das braucht Energie, die wir seit über 150 Jahren hauptsächlich aus Kohle, Öl, Erdgas gewinnen. Entsprechend hat sich jedoch auch die CO2-Konzentration in der Atmosphäre seit 1850 um etwa 64 Prozent erhöht. Das Kuriose daran: der Anstieg der atmosphärischen CO2-Konzentrationen ist nur halb so groß, wie er rein rechnerisch eigentlich sein müsste. Wo ist also das ausgestoßene CO2 geblieben? Neueste Untersuchungen haben gezeigt, dass die Ozeane eine größere Rolle spielen als bislang gedacht.

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So haben die Weltmeere seit Beginn der Industrialisierung rund die Hälfte des CO2 aus fossilen Brennstoffen und zusätzlich CO2 aus der Biosphäre aufgenommen und sind somit neben der Atmosphäre der wichtigste Speicherplatz für CO2.

Bislang nahmen die Wissenschaftler an, dass das „fehlende“ CO2 vor allem in der Land – Biosphäre, also in Pflanzen und Böden, gespeichert worden sein könnte. Nimmt beispielsweise die Masse an Pflanzen zu, speichert die Biosphäre mehr Kohlenstoff und nimmt CO2 aus der Atmosphäre auf. Vor allem durch die fortschreitende Entwaldung steht die Biosphäre aber im Verdacht, eher eine Quelle für zusätzliches CO2 in der Atmosphäre zu sein. Allerdings ist es äußerst schwierig, aus Daten der Biosphäre selbst abzuschätzen, ob sie heute mehr oder weniger Kohlenstoff speichert als noch vor Beginn der industriellen Revolution.

Speicherung von 150 Gigatonnen Kohlenstoff

Neue Untersuchungen eines internationalem 15-köpfigen Forscherteam um Christopher L. Sabine vom Pacific Marine Environmental Laboratory in Seattle haben jedoch gezeigt, dass vor allem die Ozeane seit 1850 zusätzlich etwa 150 Gigatonnen Kohlenstoff aufgenommen haben. Wenn man diese Menge in Container packen würde, und die Container hintereinander aufreiht, so könnten sie eine Schlange bilden, die die Erde am Äquator 4.700mal umrundet.

Das zusätzlich aufgenommene CO2 wird hauptsächlich durch physikalische Prozesse wie Gasaustausch mit der Atmosphäre, vertikale Vermischung im Ozean oder die ozeanische Zirkulation in die Weltmeere eingetragen und nicht durch Änderung der ozeanischen Biosphäre. Heute ist im Nordatlantik die Konzentrationen des zusätzlich aufgenommenen CO2, auch anthropogenes CO2 genannt, am höchsten.

Tiefenwasser noch CO2-frei

Dies liegt hauptsächlich daran, dass im Nordatlantik das Oberflächenwasser, das mit anthropogenem CO2 angereichert ist, durch Abkühlung dichter wird und bis in große Tiefen absinkt: Als kaltes Tiefenwasser wird es dann in den Südatlantik und weiter in den Indischen Ozean und in den Pazifik transportiert. Dieser Vorgang dauert einige 100 bis 1.000 Jahre, und das Tiefenwasser, das man heute außerhalb des Nordatlantiks findet, war vor dem Beginn der industriellen Revolution an der Oberfläche und enthält noch kein anthropogenes CO2.

Außerhalb des Nordatlantiks ist das anthropogene CO2 nur in den oberen 400 Metern des Ozeans zu finden. Der Ozean kann somit noch mehr CO2 aufnehmen und in einigen 1.000 Jahren werden vermutlich etwa 90 Prozent des anthropogenen CO2 vom Ozean gespeichert sein. Die globale Temperaturerhöhung wird sich aber schon in den nächsten Jahrzehnten stärker bemerkbar machen und wir können nicht darauf warten, dass der Ozean das Problem der Treibhausgase beseitigt.

Es gibt auch noch einen weiteren Grund zur Vorsicht. Das zusätzliche CO2 im Ozean führt dazu, dass das Meerwasser saurer wird. Dies kann unter anderem zu Problemen für das Leben im Meer führen.

(Monika Rhein/Institut für Umweltphysik, Universität Bremen, 09.06.2006 – AHE)

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