Computerspiele mit den Augen steuern, den Cursor mit dem Blick über den Monitor ziehen und das Fernsehprogramm mit einem Augen-Blick wechseln? Was nach Science Fiction klingt, haben Wissenschaftler nun in einem Prototyp vorgestellt. Das Gerät zur blickgesteuerten Bedienung soll künftig bei technischen Wartungseinsätzen helfen oder Querschnittgelähmten die Arbeit am PC erleichtern.
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„Eye-Controlled Interaction – EYCIN“ nennt sich die Entwicklung vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart. Die Technik dahinter ist vergleichsweise einfach erklärt, jedoch aufwändig im Detail: Eine Kamera beobachtet die Pupillenbewegung des Nutzers und übermittelt sie an das zu steuernde Gerät, egal ob Fernseher, Radio oder Computer. Die Software berechnet zeitgleich die Koordinaten des betrachteten Bildschirmbereichs und überträgt diese auf den Cursor. Das Ganze geschieht in Echtzeit, so dass man tatsächlich den Eindruck hat, die Augen steuern direkt den Mauszeiger.
Diese Art der Blicksteuerung gehört zusammen mit einer Gesprächserkennung, den Laser- und Stiftgesten, einer lokalisierten Soundausgabe sowie einem optischen Personentracking zur Forschungsreihe "The Vanishing Interface". Unter diesem Begriff fassen die Wissenschaftler neuartige Interaktionstechniken zusammen, die völlig ohne Konfiguration auskommen. Die Schnittstelle für die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine soll dabei der Wahrnehmung des Benutzers entzogen und somit zum Verschwinden gebracht werden.
EYCIN ist in Kooperation mit Industriepartnern entstanden und soll künftig bei technischen Wartungseinsätzen helfen oder Querschnittgelähmten die Arbeit am PC erleichtern. Auch für die Steuerung von Haushaltsgeräten oder für interaktive Werbeplakate ist die neue Technik denkbar. Das Exponat EYCIN war nach Angaben der Hersteller ein Publikumsmagnet auf der Hannover Messe 2006.
(Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, 09.06.2006 – AHE)