Geowissen

Urzeitlicher Tsunami traf Schweden

Folgen eines Meteoriteneinschlags in der Barents-See vor 145 Millionen Jahren belegt

Vor 145 Millionen Jahren traf ein Tsunami Schwedens Küsten, der in seiner Heftigkeit die Flutwelle vom Dezember 2004 in Südostasien noch weit in den Schatten stellte. Wissenschaftler haben jetzt Spuren dieser urzeitlichen Katastrophe und ihrer Ursache entdeckt und veröffentlichten sie in der Zeitschrift „Natural Science“.

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Vor 145 Millionen Jahren, am Übergang des Jura zur Kreide, gehörten Skandinavien und das Baltikum zu einem Kontinent und lagen auf Höhe des heutigen Mittemeeres. Das Klima war global warm, die polaren Eiskappen waren vollständig abgeschmolzen. In Schonen, im heutigen Südschweden lag ein gewaltiges Flussdelta. Baumfarne und Ginkgos dominierten die Vegetation und Dinosaurier, Krokodile und Haie bevölkerten das Delta – doch diese Idylle wurde plötzlich gestört.

Wodurch, dass entdeckten die Geologinnen Vivi Vajda und Jane Wigforss-Lange von der Lund Universität, als sie die 30 Meter dicke Sedimentschicht des Gebiets um Eriksdal in Schonen untersuchten. In den gekippten Ablagerungen fanden die Forscher eine Schicht mit gehäuften Fossilien von Fischen, Muscheln und Schnecken gemischt mit den üblichen Landpflanzenresten.

„Wir interpretierten diese Funde erst als Relikte einer Sturmflut, aber mikroskopische Analysen enthüllten dass Pollen und andere Landpflanzenfragmente mit der gleichen Welle transportiert worden sein müssen wie die Muscheln und andere Meerestiere“, erklärt Vajda. „Zudem waren die Muscheln extrem gut erhalten und nicht zerbrochen und zermahlen, wie es nach einem Sturm zu erwarten wäre. Wir hatten den Verdacht, dass ein Tsunami dieses Gebiet heimgesucht haben musste, aber wir hatten zunächst nicht genügend Belege dafür.“

Einschlagskrater und weitere Tsunamispuren als Bestätigung

Doch die Indizien mehrten sich bald: Schon 1996 hatten norwegische Wissenschaftler einen gewaltigen, 145 Millionen Jahre alten Krater am Grund der Barentssee nördlich von Skandinavien entdeckt. Mit 40 Kilometern Durchmesser und rund 3,6 Kilometer Tiefe musste der Meteoritenseinschlag, der ihn im mesozoischen Schelf entstehen ließ, katastrophale Auswirkungen gehabt haben. Nach Ansicht der Forscher könnten die Schockwellen auch Tsunamis ausgelöst haben, die entlang der engen interkontinentalen Wasserwege südwärts rasten.

“Die Wende kam für uns, als wir die Ergebnisse einer französischen Forschergruppe lasen”, erklärt Vajda. „Sie hatten Sedimente der Boulonnais-Region in Nordfrankreich untersucht, die zur gleichen Zeit abgelagert worden waren wie die von uns in Eriksdal gefundenen. Auch sie interpretierten die gefundenen Strukturen als Tsunami-Ablagerungen – und das im Jahr 2000, als Tsunamis noch längst nicht so präsent in den Köpfen waren.“ Die Ähnlichkeiten der Funde und die zeitliche Übereinstimmung sowohl mit ihren Ablagerungen als auch mit der Datierung des Mjölnir-Krater in der Barents-See bestätigte die Theorie der Wissenschaftlerinnen und fügt der langen Liste der urzeitlichen Katastrophen eine weitere hinzu.

(Vetenskapsrådet (The Swedish Research Council), 26.05.2006 – NPO)

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