Medizin

Sport hilft bei Morbus Crohn?

Darmkrankheit möglicherweise durch Ausdauersport gemildert

Erstmals scheint eine klinische Studie die positive Wirkung von Ausdauersport auf den Krankheitsverlauf von Morbus Crohn nachweisen zu können. Vor allem die Krankheitsentwicklung in den entzündungsfreien Phasen lassen sich anscheinend positiv beeinflussen. Weltweit zum ersten Mal widmet sich somit eine sportmedizinische Studie den Krankheitsverläufen im gastroenterologischen Bereich.

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Die Ursachen der Darmkrankheit Morbus Crohn Erkrankung sind nicht hinlänglich bekannt und eine spezifische heilende Behandlung gibt es bislang nicht. Ziel des behandelnden Arztes ist es, mit Hilfe von Medikamenten akute Phasen eines Krankheitsschubs möglichst schnell in eine beschwerdefreie Phase zu überführen und diese aufrechtzuerhalten. "Wir möchten mit der sportmedizinischen Intervention – alternativ zur Medikamententherapie – die beschwerdefreie Phase durch kontinuierliche Stärkung des Immunsystems stabilisieren", legt Professor Stein vom Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main dar. Sämtliche Studienleiter, unter ihnen begeisterte Marathonläufer, sehen einen Zusammenhang zwischen dem immunsteigernden Effekt des Sports und der Stabilisierung der Remissionsphase.

An der Studie nehmen Frauen und Männer zwischen 18 und 55 Jahren Teil, jedoch erst nach Abklingen einer entzündlichen Aktivität. Keiner der Teilnehmer wurde vor der Studie gegen Morbus Crohn behandelt. Die Patienten unterziehen sich einem dreimonatigen Trainingsprogramm mit zwei Laufeinheiten von je 90 Minuten pro Woche. Es kommt eine Trainingseinheit pro Woche hinzu, die der Patient selbst vornimmt. Das Training überwachen Sportmediziner der autorisierenden Kliniken und Unikliniken an den Standorten Aschaffenburg, Frankfurt und Mainz. Die dreimonatige Sportintervention mündet in sportärztliche Hausaufgaben, die die Patienten über neun Monate übernehmen.

Messgrößen "Lebensqualität" und "Krankheitsaktivität"

Die Studie misst in erster Linie die Krankheitsaktivität und die Lebensqualität des Morbus-Crohn-Patienten. Die Krankheitsaktivität erfasst der so genannte CDAI-Index (Crohn's Disease Activity Index) auf einer Punkteskala von null bis 600 Punkten. So schätzen die Mediziner das Ausmaß der Aktivität zwischen klinischer Remission (bis 150 Punkte) und einem Schub mit hoher Aktivität (über 300 Punkte) ein. Die Lebensqualität des Patienten wird mittels eines international anerkannten Fragebogens (SF-36) erfasst. Darin sollen acht Dimensionen sichtbar machen, wie sich die Krankheit während des Sportprogramms in Körper und Seele des Patienten äußert. Vier Dimensionen beziehen sich auf körperliche Aspekte wie Funktionsfähigkeit, Schmerzen und Gesundheitswahrnehmung. Die übrigen vier Dimensionen beleuchten psychische Aspekte wie Vitalität, psychisches Wohlbefinden und soziale Funktionsfähigkeit.

Derzeit leiden schätzungsweise 380.000 Menschen an chronisch- entzündlichen Krankheiten des Magen-Darm-Traktes, hiervon circa 190.000 an Morbus Crohn. Allein im Raum Wiesbaden, Süd- und Mittelhessen verzeichnen die Statistiken jährlich circa 120 – 150 neue Fälle – mit steigender Tendenz. Die Hauptsymptome der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung sind heftige kolikartige Bauschmerzen, Gewichtsverlust, Erschöpfungszustände und häufig auftretender Durchfall. Hinzu kommt neben den körperlichen Einschränkungen die psychische Belastung der Betroffenen; außerdem ist Morbus Crohn immer noch für viele ein Tabu- Thema. Die beschwerdefreien Remissionsphasen sind daher eminent wichtig, denn hier fällt den Patienten ein geordneter Alltag leichter.

(idw – Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt, 18.04.2006 – AHE)

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