Medizin

AIDS-Therapie wirkt in Entwicklungsländern zeitverzögert

Späterer Behandlungsbeginn und Begleiterkrankungen verantwortlich

Die Sterblichkeitsrate bei HIV-Infektionen konnte in den vergangenen Jahren in den industrialisierten Ländern um etwa 90 Prozent reduziert werden. Dieser Erfolg ist unter anderem auf die hochaktive antiretrovirale Therapie, kurz HAART genannt, zurückzuführen. Nun wird diese Methode auch vermehrt in Afrika, Asien und Lateinamerika eingesetzt. Eine aktuelle Studie zeigt jedoch, dass die Erfolgsquote dort bislang wesentlich geringer ist. Schuld hieran könnten der spätere Therapiebeginn und Begleiterkrankungen wie Tuberkulose sein. Dies zeigt eine aktuelle Studie der Universität Bern.

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Seit kurzem wird die hochaktive antiretrovirale Therapie, kurz HAART genannt, aufgrund einer Inititative der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und anderer Organisationen auch vermehrt in Afrika, Asien und Lateinamerika eingesetzt. Die Erfolgsquote der Therapie in diesen Ländern konnte jedoch bislang nicht genau bestimmt werden. Eine grossangelegte Studie, die vom Berner Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) koordiniert wird, ging diesem Problem nach und veröffentlichte ihre Ergebnisse nun in der Fachzeitschrift "The Lancet".

Doppelte Belastung

Die Autoren verglichen die Sterblichkeit von Patientinnen und Patienten, die in Kliniken in den afrikanischen Staaten Marokko, Uganda, Kenya, Kamerun, Elfenbeinküste, Nigeria, Senegal, Botswana, Malawi und Südafrika sowie in Indien, Thailand und Brasilien mit HAART behandelt wurden, mit der Sterblichkeit von Patienten in Europa und Nordamerika. "Die Mortalität war in den ersten Monaten in den Ländern des Südens deutlich höher als in Europa und Nordamerika", stellt Professor Matthias Egger vom ISPM fest. Dies sei im Wesentlichen auf die fortgeschrittene Zerstörung des Immunsystems durch HIV und die oft gleichzeitig bestehende Tuberkulose bei Patienten in Entwicklungsländern zurückzuführen. "In den Industrieländern wird meistens früher behandelt", meint Egger.

Die Forscher beobachteten auch, dass die Sterblichkeit höher ausfiel, wenn die Patienten für die Behandlung selber aufkommen mussten. "Wahrscheinlich wurde die Therapie unterbrochen, weil das Geld fehlte", vermutet Dr. Paula Braitstein, die Projektleiterin in Bern. Sie zieht folgendes Fazit: "Die Diagnose sollte früher gestellt werden. Ausserdem sollte die Therapie kostenlos sein und rechtzeitig beginnen."

Ein Drittel aller HIV-Infizierten weltweit leben im südlichen Afrika

Das Forschungsprojekt wurde durch die National Institutes of Health (NIH) in den USA und die französische Agence Nationale de Recherche sur le SIDA (ANRS) unterstützt. Eine Weiterführung des Projekts wurde vor kurzem bewilligt, wobei sich die Forschung in Zukunft vermehrt auf das südliche Afrika konzentrieren wird (Malawi, Botswana, Südafrika, Simbabwe, Moçambique).

Im südlichen Afrika leben 30 Prozent der schätzungsweise 40 Millionen HIV-Infizierten weltweit – in einer Region mit nur rund zwei Prozent der Weltbevölkerung. Rund 2 Millionen Männer, Frauen und Kinder benötigen im südlichen Afrika dringend eine antiretrovirale Therapie. Die WHO schätzt, dass mittlerweile etwa 200.000 Personen behandelt werden. Das Forschungsprojekt unter der Leitung des ISPM soll klären, wie die Behandlung möglichst rasch und flächendeckend eingeführt und deren Wirksamkeit erhöht werden kann.

(idw – Universität Bern, 13.03.2006 – AHE)

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