Astronomie

Hinweise auf Evolution der Milchstraße entdeckt

Größte Sternenstudie liefert erste Ergebnisse

RAVE am südlichen Himmel: Die rote Linie teilt die nördliche und die südliche Hemisphäre bei einer Deklination =0°. Die blauen Sichtfelder stellen die heute veröffentlichten RAVEDaten dar. Der Kreisdurchmesser repräsentiert das 6°-Sichtfeld (6dF) des UKSchmidt- Teleskops im Anglo-Australischen Observatorium in Australien. Die Spektren und Radialgeschwindigkeiten wurden durch eine Sternenstichprobe innerhalb dieser Sichtfelder (9 © R. Sword, G. Seabroke (RAVE)

Hinweise auf die dynamische und chemische Evolution der Milchstraße hat jetzt ein internationales Astronomen-Team im Rahmen des „Radial Velocity Experiments“ (RAVE) gefunden. Die größte Sternenstudie der Milchstraße misst über einen Zeitraum von mehreren Jahren die Radialgeschwindigkeiten, Temperaturen, das Alter und die Oberflächenschwerkräfte von rund einer Million Sterne in unserer Galaxis. Die ersten Ergebnisse von Rave sind jetzt von den Wissenschaftlern auf dem Astrophysik-Workshop „Local Group Cosmology“ (Kosmologie mit der lokalen Gruppe) am „Aspen Center for Physics“ in den USA vorgestellt worden.

„Diese Datei wird eine einzigartige Ressource für alle Astronomen sein, die im Bereich der Evolution der Galaxis arbeiten und mit unserer Datenveröffentlichung kann die astronomische Gemeinschaft an unserer Aufgabe teilhaben“ erzählt Professor Tomaz Zwitter von der Ljubljana Universität in Slowenien und Projektwissenschaftler der RAVE-Studie. „Schon diese Stichprobe ist doppelt so groß wie die bisher größte Sternenstudie der Milchstraße“.

Milchstraße mit „Fossilien“ übersät?

Fossile Überreste aus den „Kindertagen“ des Universums lassen sich auch in unserer Milchstraße finden. Es sind Sterne in unserer Milchstraße, die vor langer Zeit und möglicherweise sogar in einer anderen Galaxie entstanden sind. Das Aufspüren und Untersuchen dieser Fundstücke kann Aufschluss über die Geschichte unserer Galaxie geben und mögliche Beweise für derzeitige Theorien liefern, die besagen, dass Galaxien durch „Kannibalismus“ entstehen. Für diese Aufgabe sind große Stichproben von Sternen nötig und die werden nun verfügbar.

Die RAVE-Studie misst die Geschwindigkeiten von Sternen entlang der Sichtlinie, was vorher kaum zu leisten war. Schon die erste Datenveröffentlichung enthält Sichtlinien-Bewegungen für über 25.000 Sterne sowie Daten über ihre Helligkeit, Farbe und Bewegung über den Himmel – allein vom ersten Arbeitsjahr.

Einzigartiger Spektrograph im Einsatz

„RAVE wird noch einige Jahre laufen und die gesamte RAVE-Studie wird eine riesige Ressource für Sternenbewegungen und chemische Häufigkeiten sein, die uns einige fundamentale Fragen zur Entstehung und Evolution unserer Galaxie beantworten wird“, erläutert Professor Matthias Steinmetz, Direktor des Astrophysikalischen Instituts Potsdam und Leiter und Initiator der RAVE-Kollaboration.

Die Studie ist nur durch die einzigartigen Fähigkeiten des so genannten „6dF“-Multi-Objekt-Spektrographen am 1,2m-UK Schmidt-Teleskop des Anglo-Australischen Observatoriums (AAO) in Siding Spring, Australien, möglich. Dieses Teleskop kann spektroskopische Informationen von bis zu 150 Sternen gleichzeitig aufnehmen. Der Spektrograph hat ein Gesichtsfeld mit über 6°-Durchmesser – dies entspricht der 150fachen Fläche des Vollmonds – und ist damit mehr als 100 Mal größer als das Gesichtsfeld von Spektrographen an anderen Teleskopen. Durch dieses große Gesichtsfeld kann eine einzigartige Anzahl von Sternen und Spektren aufgenommen werden.

RAVE ist ein multinationales Projekt, an dem sich Wissenschaftler aus Australien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, den Niederlanden, der Schweiz, Slowenien und den USA beteiligen.

(idw – Astrophysikalisches Institut Potsdam, 13.02.2006 – DLO)

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