Das neue deutsche Forschungsschiff, die „Maria S. Merian“ geht am 16. Februar auf seine erste Forschungsfahrt. Vor wenigen Tagen erst ist das Schiff in Dienst gestellt worden und schon geht es los: Mit 20 Wissenschaftlern und ebensoviel Crew an Bord fährt das 94 Meter lange Schiff gen Stockholm und Helsinki um herauszufinden wie Sauerstoffmangel im tiefen Wasser die biologischen, geologischen und chemischen Prozesse beeinflusst.
Außerdem wollen die Forscher aus Deutschland, England, Schweden und Finnland Informationen sammeln, in wieweit Stoffe von Land über die nördliche Ostsee in andere Meeresgebiete gelangen. Mit der „Maria S. Merian“ bekommt Deutschland „das weltweit modernste multidisziplinäre Forschungsschiff“, erklärte Bundesministerin Buhlmann anlässlich der Taufe Ende Juli letzten Jahres, von dessen Einsatz sie unter anderem „fundamentale Kenntnisse über mögliche Klimaschwankungen“ erwartet.
Einsatz zwischen Arktis und Antarktis
Die Reiseroute der „Maria S. Merian“ führt sie noch in diesem Jahr in den Golf von Cadiz vor Portugal, in den Nordatlantik und nach Ost-Grönland. Dort kann sie arbeiten, da sie eisrandtauglich ist. Das heißt ihr Rumpf ist nach besonderen Sicherheitskriterien konstruiert, was ihm erlaubt an Eiskanten in Arktis und Antarktis zu arbeiten. Auch ansonsten genügt das Schiff den hohen Ansprüchen der Forscher: Es ist dank seiner zwei schwenkbar am Rumpf angebrachten Pod-Antriebe extrem manövrierfähig, und kann sich auch bei meterhohen Wellen und starkem Wind auf der Stelle halten. Wichtig, wenn die Messungen und Proben in bis zu 6.000 Meter Wassertiefe durchgeführt werden. Das moderne Echolotsystem zeigt Bodenstrukturen noch in 10.000 Metern Wassertiefe. Außerdem erfüllt es – wie es sich für ein Forschungsschiff gehört – die „clean ship“ Kriterien und kann bis zu 48 Stunden lang emissionsarm fahren, also ohne Abwasser abzugeben. Der Dieselmotor ist generell schadstoffarm konzipiert, so dass auch die Luft nur so wenig wie möglich belastet wird.
Tonnenweise Wissenschaft
Insgesamt finden 20 Geologen, Meeresbiologen, Seismologen, Geophysiker und Wissenschaftler anderer Ausrichtungen mit bis zu 150 Tonnen Ausrüstung an Bord Platz. Um Forschungsschiffe möglichst flexibel einsetzen zu können, kommen viele wissenschaftliche Geräte in Containern an Bord. Die Merian hat Platz für sieben 20-Fuß Container, die in sich geschlossene Labore darstellen können oder Steuereinheiten für komplizierte Geräte enthalten. In den neun fest installierten Labors können unter anderen bis zu 24 Meter lange Sedimentkerne vom Meeresboden analysiert werden oder das Magnetfeld der Erde vermessen werden. Kühlräume bewahren Proben für die genaue Untersuchung an Land unversehrt auf. 35 Tage kann das Schiff auf See bleiben und hat eine Reichweite von 7.500 Seemeilen.
Schiff findet Namen
Dass vom Bundesministerium und den Küstenländern Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein mit insgesamt 56,4 Millionen Euro finanzierte Schiff erhielt seinen Namen übrigens im Rahmen des Schülerwettbewerbs „Schiff sucht Namen“ aus dem „Jahr der Geowissenschaften“: „Liebenswert sollte er sein, kurz und knackig, gerne auch gebraucht, vielleicht sogar mit Geschichte. Auf jeden Fall leicht zu merken und unverwechselbar und sehr anhänglich, denn ich möchte mit ihm auf große Fahrt gehen…“ so lautete der Aufruf 2002. Den Namen der Naturforscherin Maria Sibylla Merian (1647 bis 1717) schlug der damals 10-jährige Steffen Kaiser aus Lorch vor. Die deutsche Insektenkundlerin ging mit ihrer Tochter auf lange Forschungsreisen zur See. Für das 17. Jahrhundert sehr ungewöhnlich. Carl von Linné zählte sie aufgrund ihres Einflusses auf andere Naturwissenschaftler zu den „Unsterblichen“. Ihr Name und ihr Wappentier, der Storch, am Bug des neuen deutschen Forschungsschiffes zeigen, wie sehr ihre Leistungen auch heute noch geschätzt werden. Doch auch das Schiff, das ihren Namen trägt, soll einen ähnlich wichtigen Beitrag für die Wissenschaft leisten.
Technische Daten:
Länge: 94,80 m
Breite: 19,20 m
Tiefgang: 6,50 m
Geschwindigkeit: 15 Knoten
Laborfläche insgesamt: ca. 130 m2
Betriebskosten: 70 % DFG, 30 % BMBF
Wissenschaftliche Betreuung: Institut für Ostseeforschung
Heimathafen: Warnemünde
(Kirsten Achenbach/RCOM; IOW Warnemünde; BMBF, 13.02.2006 – AHE)