Geowissen

Alarm für Totes Meer

Der tiefstgelegene See der Erde ist „Bedrohter See des Jahres 2006"

Salzgewinnungsbecken am Toten Meer © NASA GFSC

Das Tote Meer ist der „Bedrohte See des Jahres 2006“. Grund sind der dramatische Rückgang des Wasserspiegels und die fortschreitende Zerstörung natürlicher Lebensräume am salzhaltigsten See der Welt. Mit der Wahl will die internationale Umweltstiftung Global Nature Fund (GNF) jetzt darauf aufmerksam machen.

Das Tote Meer mit einer Größe von rund 600 Quadratkilometern befindet sich am tiefsten Punkt der Erdoberfläche. Anrainer des abflusslosen Gewässers sind Israel, Jordanien und Palästina. In den letzten 35 Jahren ist die Oberfläche des Sees um ein Drittel geschrumpft. Bis zum Jahr 2020 wird ein Rückgang des Wasserstandes von gegenwärtig 417 Meter unter dem Meeresspiegel auf Minus 430 Meter prognostiziert. Der Bau von Dämmen, Reservoirs und Pumpstationen haben den natürlichen Wasserzufluss in das Tote Meer drastisch reduziert. Ein Teil davon wird von den Anrainern zur Trinkwasserversorgung genutzt, den überwiegenden Teil verbraucht die hochsubventionierte und teilweise ineffiziente Landwirtschaft in der trockenen Region.

„Trotz seiner weltweiten Einzigartigkeit trocknet das Tote Meer in schnellem Tempo aus“, sagt Munqeth Mehyar, jordanischer Direktor von Friends of the Earth Middle East (FoEME). „Der Wasserpegel sinkt jährlich um einen Meter, weil das Wasser aus dem größten Zufluss, dem Jordan, abgeleitet wird“. FoEME führt mit Unterstützung des GNF eine Kampagne in den drei Anrainergebieten durch, das Tote Meer als Welterbe zu nominieren und dem Jordanfluss weniger Wasser zu entnehmen.

„Das Tote Meer und seine einzigartigen Feuchtgebiete sind von weltweiter Bedeutung,“ so Marion Hammerl, Präsidentin des GNF. „Mit der Ernennung zum „Bedrohten See des Jahres“ wollen wir internationale Aufmerksamkeit für den dringend erforderlichen Schutz des weltbekannten Sees erreichen“.

Zur Rettung des Toten Meeres planen Israel und Jordanien den Bau eines 300 Kilometer langen und fünf Milliarden Dollar teuren Kanals vom Roten Meer zum Toten Meer. Der Erfolg des Vorhabens ist aus Sicht von Umweltschützern fraglich. Gefahren existieren etwa für die Korallenriffe am Golf von Aquaba, von wo Wasser entnommen werden soll. Die Vermischung des zehnmal salzhaltigeren Seewassers mit dem Meereswasser könnte zur großflächigen Gipsbildung im Toten Meer führen.

(Deutsche Umwelthilfe, 01.02.2006 – NPO)

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