Fast ein Jahr ist es her, dass eine dreißig Meter hohe Flutwelle in wenigen Minuten die Küstenregionen im Indischen Ozean unter Wasser setzte und hunderttausende Todesopfer forderte. Ein Frühwarnsystem soll in Zukunft dabei helfen solche Tsunamis rechtzeitig zu erkennen und die Menschen zu warnen. Ende Oktober stach das Forschungsschiff „Sonne“ in See, um vor der indonesischen Küste den Meeresboden zu vermessen. Die Wissenschaftler an Bord erforschten das Epizentrum des Seebebens und wollen nun eine Karte der Meeresbodenoberfläche erstellen, die als Grundlage für den Aufbau des Tsunami-Frühwarnsystems dient.
Mit an Bord waren damals auch zwei Studenten der Technischen Fachhochschule Georg Agricola in Bochum. Andreas Thoß und Christoph Warmbrunn werten jetzt unter Leitung des Kieler Leibnitz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM Geomar) die auf der Expedition gewonnenen Daten im NEZ aus. „Unsere Aufgabe ist es, die Daten, die ein Fächer-Echolot ermittelt hat, auf ihre Qualität hin zu überprüfen“, erklärt Andreas Thoß. Außerdem nutzen die Studenten die Ergebnisse für ihre Diplomarbeit. Rund fünf Monate haben sie dafür Zeit.
Anhand der Karte können die Wissenschaftler geeignete Positionen für Drucksensoren am Meeresboden ermitteln. Diese stehen in akustischer Verbindung zu Spezialbojen an der Meeresoberfläche, die jede Welle via Satellit an Überwachungsstationen an Land senden. Dabei kann das System einen Tsunami zwei Minuten nach dem Eintreffen verdächtiger Daten erkennen. 20 Minuten bleiben dann, um das betroffene Krisengebiet zu evakuieren.
Seismisches Netz mit 25 Stationen
Die erste Boje des 45 Millionen Euro teuren Frühwarnsystems, das das Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gemeinsam mit nationalen und internationalen Partnern entwickelte, wurde Mitte November auf den Meeresboden gesetzt, eine zweite soll im Dezember folgen – genau ein Jahr nach der Katastrophe vom 26. Dezember 2004.
Damit beginnt die Installation des 25 Stationen umspannenden seismischen Netzes vor der Küste Indonesiens, das künftig Menschen in der gefährdetsten Region – dem so genannten Sundabogen – vor Tsunamis warnen soll. Drei Jahre wird es insgesamt dauern, bis das System vollständig installiert ist und wirksamen Schutz für die Bevölkerung liefern kann. Bis dahin sollen auch indonesische Experten im Umgang mit Daten und Gerät geschult werden.
Meeresforscher lud Studenten ein
Dass die beiden Bochumer Studenten Andreas Thoß und Christoph Warmbrunn an der Expedition unter Leitung des Kieler Leibnitz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM Geomar) teilnehmen durften, verdanken sie dem Kieler Wissenschaftler Wilhelm Weinrebe. Dessen Vortrag besuchte Andreas Thoß im vergangenen Jahr im Natur- und Erlebniszentrum Maasholm (NEZ) und steht seitdem in regelmäßigem Kontakt zu dem Meeresforscher. Weinrebe lud die Studenten schließlich zu der Reise ein. „So eine Chance bekommt man nicht oft“, freut sich Christoph Warmbrunn über die Erfahrung.
(idw – Technische Fachhochschule Georg Agricola, 13.12.2005 – DLO)