Welche Regionen werden besonders unter dem Klimawandel zu leiden haben? Welche profitieren? Mithilfe einer neuen Methode haben Forscher des europäischen STARDEX-Projekts die sich verändernden Wettermuster untersucht und daraus Prognosen für die Anfälligkeit für Überschwemmungen, Dürren und Hitzewellen für bestimmte Regionen Europas ermittelt.
In der Vergangenheit konnten die durch den Klimawandel verursachten Veränderungen in Temperaturen und Niederschlägen nur mit einer Treffsicherheit von rund 250 Kilometern bestimmt werden. Diese großräumige Prognose der gängigen Klimamodelle resultierte daher zwangsweise in Generalisierungen, die lokale, kleinräumigere Veränderungen nicht erfassen konnten. Das von der EU geförderte STARDEX-Projekt ist jetzt die erste europaweite Studie, die neueste statistische und Modellierungstechniken so kombiniert, dass auch kleinräumigere Klimaveränderungen erfasst werden können.
Die Forschergruppen wählten für dieses so genannte „downscaling“ sechs Modellregionen in Europa aus, das Rheinland, die Iberische Halbinsel, die Alpen, die Emilia Romagna in Italien, Griechenland und Großbritannien. Zusätzlich wurden die täglichen Wetterdaten von 491 europaweiten Wetterstationen über die letzten 40 Jahre hinweg ausgewertet. Ihre Ergebnisse werden die Forscher auch im Rahmen des am 2. Dezember 2005 in Montreal beginnenden UN-Klimagipfels vorstellen.
“Die STARDEX-Prognosen quantifizieren die Veränderungen in der Frequenz und Intensität von Extremwetter-Ereignissen, die in einzelnen europäischen Städten und Regionen erwartet werden müssen, wenn nichts unternommen wird, um die menschengemachte globale Erwärmung zu mindern“, erklärt Clare Goodess, Projektkoordinatorin der britischen Universität von East Anglia.
Rheinland: Heißere Sommer, mehr Regen im Winter
Die wichtigsten Ergebnisse: Das Rheinland gehört definitiv nicht zu den Gewinnern des Klimawandels. Gegen Ende des 21. Jahrhunderts erwarten die Klimaexperten einen deutlichen Anstieg der Temperaturextreme. Es wird mehr sehr heiße Sommer und stärkere Schwankungen zwischen den Jahren geben, gleichzeitig nehmen im Winter die starken Regenfälle um 40 bis 50 Prozent zu – mit entsprechendem Anstieg des Überschwemmungsrisikos.
Ähnlich sieht es auch im Südosten und Nordwesten Großbritanniens aus. Hier regnet es im Winter um bis zu 25 Prozent mehr, um den gleichen Anteil steigt auch das Hochwasserrisiko. Im Sommer nehmen die Regenfälle um den gleichen Prozentsatz ab. In den Alpen, aber auch im zentralen Griechenland geht die Tendenz ebenfalls zu feuchteren Wintern und dafür trockener Sommern.
„Die Aussicht auf häufigere Winterhochwasser sind für die Einwohner von Städten wie Carlisle in Nordwestengland und Köln in Deutschland besonders alarmierend“, so Goodess. „Denn sie haben die Schäden und Auswirkungen solcher Ereignisse bereits persönlich erlebt.“
Wärmer und trockener in Spanien und Italien
Anders dagegen im Westen der Iberischen Halbinsel, in der höhere Sommer- und Wintertemperaturen mit mehr Trockenheit einhergehen. Für die Emilia Romagna prognostizieren die Klimaforscher einen starken Temperaturanstieg sowohl im Winter als auch im Frühjahr und Herbst und damit verbunden ein hohes Dürrerisiko besonders im Herbst.
„Obwohl noch mehr Forschungsarbeit nötig ist, um die Prognosen speziell der sommerlichen Niederschlagsentwicklungen zu bestätigen, sind wir doch in Bezug auf die prognostizierten Zunahmen von Überschwemmungen, Dürren und Hitzewellen unserer Sache so sicher, dass wir Aktionen zum Klimaschutz für wichtiger und dringender denn je halten“, so Goodess. In ihrem Bericht kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass es zudem dringend nötig ist, noch mehr effiziente Techniken und Methoden zu entwickeln, die es Klimaforschern ermöglichen, auch die lokalen Auswirkungen des Klimawandels vorherzusagen.
(University of East Anglia, 23.11.2005 – NPO)