Geowissen

Mehr als 40.000 Tote nach Erdbeben in Pakistan

Verheerender Erdstoß verwüstet Kaschmir-Region

Übersicht über die Krisenregion. © USGS/NEIC

Mindestens 40.000 Tote, zahlreiche Verletzte, zum Teil völlig zerstörte Städte und 2,5 Millionen Obdachlose: Dies ist die erste Bilanz der Rettungskräfte zwei Tage nach dem schweren Erdbeben im pakistanisch-indischen Grenzgebiet.

Ein Erdstoß mit einer Stärke von 7,6 hatte am Samstagmorgen um 8.50 Uhr lokaler Zeit die ganze Kaschmir-Region erschüttert. Das Epizentrum lag circa 90 Kilometer nordöstlich der pakistanischen Hauptstadt Islamabad in zehn Kilometer Tiefe unter der Erde. Dort wurden ebenfalls schwere Schäden an Gebäuden und Straßen gemeldet. Mittlerweile hat es in der Region zahlreiche Nachbeben gegeben.

Besonders chaotisch und dramatisch ist die Situation noch immer in der Stadt Muzaffarabad nahe der indischen Grenze, wo viele Straßenzüge nahezu komplett in Trümmern liegen. In vielen entlegenen Gebieten der Kaschmir-Region, sind zudem ganze Dörfer von der Landkarte verschwunden. Die Hilfskräfte haben große Schwierigkeiten in diese Gebiete vorzudringen, da die wenigen vorhandenen Straßen im Krisengebiet durch Erdrutsche unpassierbar geworden sind.

In dem kleinen Ort Balakot im Nordwesten Pakistans kamen vermutlich allein mehr als 1.000 Schulkinder durch den Erdstoß um. Der Unterricht hatte gerade angefangen als mehrere Schulgebäude unter der Wucht des Bebens ins Wanken gerieten und zusammenbrachen. Nur wenige Kinder konnten sich ins Freie retten.

Nicht nur hier, sondern fast überall werden noch unzählige Menschen unter den Trümmern vermutet. Teilweise graben Angehörige und Helfer mit bloßen Händen oder nur mit Schüppen bewaffnet nach Verschütteten. Dringend gebraucht werden im Katastrophengebiet vor allem winterfeste Zelte für die Obdachlosen, Decken, Lebensmittel, Trinkwasser und Medikamente.

Nach ersten Medienberichten sind Schlammlawinen, die durch das Erdbeben ausgelöst wurden, die Ursache für eine Vielzahl der Schäden.

Bundesregierung entsendet Technisches Hilfswerk

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Im Auftrag von Bundesinnenminister Otto Schily ist bereits am Sonntag ein 15-köpfiges Team des Technischen Hilfswerks (THW) mit Einsatzmaterial nach Pakistan aufgebrochen. Unmittelbar nach der Naturkatastrophe war schon ein THW-Spezialist der Schnell-Einsatz-Einheit-Bergung-Ausland (SEEBA) gemeinsam mit einem französischen Team in die Erdbebenregion nach Pakistan gereist.

Die THW-Spezialisten werden in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad und in anderen betroffenen Gebieten nach Überlebenden suchen und sich auch an sonstigen Rettungs- und Bergungsarbeiten beteiligen.

Bundesinnenminister Otto Schily: „Es ist selbstverständlich, dass wir angesichts des furchtbaren Erdbebens sofort unsere Hilfe angeboten haben. Das Technische Hilfswerk hat in vielen Erdbebengebieten seine Erfahrungen bei der Ortung und Bergung der Opfer unter Beweis gestellt. Mit schnellem Handeln können hoffentlich noch viele Menschenleben gerettet werden.“

Schutz vor Erdbeben möglich

Effektive Frühwarnsysteme vor Erdbeben gibt es zurzeit noch nicht. Es ist aber laut dem Deutschen Komitee Katastrophenvorsorge (DKKV) möglich, die vorhandenen Gefährdungen zu erfassen und Maßnahmen zu realisieren, die das Risiko senken. So könnten bereits mit einfachen Mitteln Gebäude Erdbeben-resistent konstruiert und gebaut werden. Die Techniken seien bekannt und würden in Ländern wie beispielsweise Japan bereits umgesetzt. Sie leisteten einen wichtigen Beitrag, um Schäden und menschliche Opfer bei solchen Naturkatastrophen zu reduzieren.

In ländlichen Gebieten, so der DKKV, könnten Besiedlungen den Gefährdungen angepasst werden. Dazu müssten gefährdete Hänge erfasst und die Dörfer außerhalb des Gefahrenbereiches gebaut werden.

(MMCD/Bundesregierung/DKKV, 10.10.2005 – DLO)

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