Wissenschaftler haben auf der Grundlage von Nanotechnologie einen nichttoxischen Anstrich entwickelt, der den Schimmelpilz- und Algenbefall auf Wand- und Fassadenflächen dauerhaft verhindern soll und selbst Antibiotika-resistente Krankenhauskeime wirksam beseitigt.
Mikroorganismen wie Pilze, Bakterien und Algen sind allgegenwärtig und ein wichtiger und natürlicher Teil unserer Umwelt. Treten sie jedoch in Form von Schimmelpilz- oder Algenbefall auf Wand- und Fassadenflächen in Erscheinung, werden sie schnell zum Ärgernis und Problem. Insbesondere Schimmelpilze in Innenräumen haben in den letzten Jahren zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen. Dies hat verschiedene Gründe. Einerseits fördert moderne Bautechnik die Zunahme der Schimmelpilzschäden in Gebäuden. Andererseits beobachten Mediziner und Ärzte eine steigende Zahl von Atemwegsbeschwerden sowie allergischer Erkrankungen durch eine zunehmende Schimmelpilzbelastung.
Jede dritte Wohnung in Deutschland, so das Ergebnis einer repräsentativen Studie der Universität Jena, ist mit Schimmelpilz- und Feuchtigkeitsproblemen konfrontiert. Die Kosten zur Beseitigung und Vermeidung belaufen sich laut Schätzungen jährlich auf mehrere hundert Millionen Euro. Bei der Sanierung solcher Schäden werden häufig so genannte „Anti-Schimmel-Farben“ verwendet. Diese können zwar kurzfristig Abhilfe schaffen, stellen jedoch langfristig keine befriedigende Lösung des Problems dar. Denn die Wirksamkeit der in diesen Farben eingesetzten Biozide und Fungizide ist zeitlich stark begrenzt und ihre gesundheitsgefährdende und umweltbelastende Wirkung mittlerweile unbestritten.
Nanotechnologie als Lösung
Ziel des gemeinsamen Forschungsprojektes des Fraunhofer Instituts für Chemische Technologie und des Farbenherstellers Bioni war es, eine Wirkstoffkombination zu entwickeln, die, eingesetzt in Wandfarben, das Wachstum von Schimmelpilzen nicht nur temporär, sondern dauerhaft, also über Jahre verhindert. Gleichzeitig sollte zum Schutz von Gesundheit und Umwelt von den neuen Anstrichen keinerlei Raumluftbelastung ausgehen. Um dies zu erreichen, bediente man sich neuesten Erkenntnissen aus der Nanotechnologie.
Nichttoxische Nano-Partikel mit einem Durchmesser von durchschnittlich ca. 10 Nanometer (entspricht einem Hunderttausendstel Millime-ter) bilden den wichtigsten Bestandteil des neu entwickelten, antibakteriellen Anstrichs, der den Namen „Bioni Nature“ erhielt. Damit sind die eingesetzten Wirkstoff-Partikel rund tausendmal kleiner als die meisten Pilzsporen und Keime, die es zu bekämpfen gilt. Kommen Schimmelpilzsporen mit der Bioni Nature Beschichtung und damit den integrierten Nano-Partikeln in Kontakt, so das Ergebnis mikrobiologischer Untersuchungen, werden sie innerhalb kürzester Zeit beseitigt.
Umweltfreundliche, weil stabile Nanopartikel
Da es sich bei den von den Forschern eingesetzten Nano-Wirkstoffen um chemisch ausgesprochen stabile Festkörper handelt, bleibt die antimikrobielle Wirksamkeit des Anstrichs dauerhaft erhalten. Der sonst übliche, rasche Abbau der Schutzfunktion durch Wirkstoff- Ausgasungen, wie es beim Einsatz von flüchtigen Bioziden in herkömmlichen Farben der Fall ist, findet also nicht statt. Durch diese Material-Eigenschaft und den Verzicht auf herkömmliche Biozide, Lösemittel, Weichmacher und Konservierungsstoffe wird sichergestellt, dass von der Bioni Beschichtung keine Raumluftbelastung ausgeht. Dies wurde in Untersuchungen durch den TÜV Produkt und Umwelt in Köln bestätigt, der den Bioni Innenfarben das TÜV Rheinland Signet für emissionsgeprüfte Wandfarben verlieh.
Wirksam gegen Krankenhaus-Keime
Nicht nur Schimmelpilze machen in letzter Zeit vermehrt von sich Reden. Weltweit häufen sich auch Berichte über gefährliche, Antibiotika resistente Krankenhauskeime, mit denen sich laut Schätzungen allein in Deutschland jährlich ca. 500.000 Menschen infizieren. Die neuen Beschichtungen, so haben Untersuchungen an der ISEGA Forschungs- und Untersuchungsgesellschaft in Aschaffenburg gezeigt, sind selbst gegenüber diesen sonst resistenten Keimen äußerst wirksam. In direktem Kontakt mit der Bioni Beschichtung wurde eine Reduktion des hochgefährlichen „Krankenhauskeims“ Stayphylococcus Aureus um 99,6 Prozent nachgewiesen.
(Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT, 27.09.2005 – NPO)