Schwämme und andere Weichtiere sitzen unscheinbar und verborgen in Höhlen und Spalten des Meeresbodens – und doch könnten sie nicht nur eine wichtige, sondern sogar eine entscheidende Rolle für den Nahrungskreislauf der Korallenriffe spielen. Das hat jetzt ein niederländischer Wissenschaftler herausgefunden.
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Korallenriffe weltweit gelten als bedroht, unter anderem deshalb forschen Wissenschaftler intensiv an den Schäden und dem Phänomen der Korallenbleiche. Doch um sie zu schützen, müssen Forscher zunächst einmal verstehen, wie die Riffe und ihre Umgebung funktionieren und interagieren und daher mehr als nur die Schäden begutachten, so die Ansicht des niederländischen Korallenforschers Sander Scheffers.
Er untersuchte einen bisher eher vernachlässigten Aspekt der Korallenökologie: Den Nahrungskreislauf und die Rolle, den Organismen, die in den Spalten und Höhlen der Riffe leben, für diesen spielen.
Scheffers untersuchte dafür die genaue Anzahl und Beschaffenheit dieser nahezu unzugänglichen Höhlen und der in ihnen lebenden Organismengemeinschaften nah der karibischen Insel Curaçao. Aufnahmen einer speziellen Unterwasserkamera enthüllten, dass Schwämme die dominierenden Bewohner der Höhlen waren, gefolgt von Röhrenwürmern, Tunikaten und Muscheln. Zusammen füllten sie mehr als 60 Prozent der Höhlungen, deren Oberfläche mehr als acht Mal so groß war wie die des gesamten Korallenriffs von oben betrachtet.
Da die meisten der Höhlenbewohner zu den Tieren gehören, die sich ihre Nahrung aus dem Wasser filtern, bedeutet eine größere Oberfläche in diesem Falle auch eine größere Filterfläche und damit auch einen größeren Anteil am gesamten Nahrungskreislauf.
Schwämme filtern Bakterien und andere Planktonpartikel aus dem Wasser heraus und geben dafür anorganische Exkrete ab. Diese Exkrete wiederum dienen Meerespflanzen und anderen Riffbewohnern als wertvolle Nährstoffe. Die Filterrate der unscheinbaren Schwärme ist dabei enorm: Gäbe es keine Meeresströmungen, die das Riff immer mit frischem Wasser versorgen, hätten die festsitzenden Filtertiere innerhalb von fünf Minuten das gesamte Wasser eines Riffs durchgefiltert und von allen Planktonorganismen befreit.
Entsprechend wichtig ist ihr Anteil am Nahrungskreislauf des Ökosystems Riff. Nach Ansicht von Schefflers spielen sie eine Schlüsselrolle für die Versorgung des Riffs mit Nährstoffen und sollten daher bei Versuchen, die Korallenriffe zu schützen und regenerieren, immer mit berücksichtigt werden.
(NWO (Netherlands Organization for Scientific Research), 19.09.2005 – NPO)