Medizin

Hoher Blutdruck: Neue Therapie verhindert Schlaganfälle

Größte europäische Studie vorgestellt

Die meisten Schlaganfälle und Herzinfarkte bei Patienten mit Bluthochdruck können vermieden werden, wenn ganz einfach wirkungsvolle, moderne Medikamente zur Verminderung des Blutdrucks und Mittel zur Cholesterin-Senkung kombiniert werden.

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Der Erfolg dieser Behandlungsmethode wurde zum ersten Mal bei der größten Studie über die Behandlung von Bluthochdruck gezeigt, die je in Europa durchgeführt wurde – das Anglo-Scandinavian Cardiac Outcomes Trial (ASCOT). Die Ergebnisse des Projekts wurden am 4. September 2005 beim Kongress der European Society of Cardiology (ESC) vorgestellt und sind bereits online in der Zeitschrift “The Lancet‘ veröffentlicht worden.

19.000 Patienten behandelt

Bei dem ASCOT-Versuch behandelten die Wissenschaftler über 19.000 Männer und Frauen mit Bluthochdruck. „Patienten, wie sie bei ASCOT behandelt wurden, sieht man praktisch täglich in jeder ärztlichen Praxis. Sie hatten hohen Blutdruck und wiesen drei zusätzliche Risikofaktoren auf, beispielsweise Alter über 55 Jahre, männlichen Geschlechts und Raucher. Ihr Risiko wurde als gemässigt eingestuft“, sagte Professor Peter Sever vom Imperial College London, der zum Führungsgremium von ASCOT gehört.

„Die Standard-Behandlungsmethode zur Blutdrucksenkung besteht aus einem Beta-Blocker und einem Diuretikum. Im Vergleich hierzu konnten bei Patienten, die eine Kombination der modernen blutdrucksenkenden Medikamente Amlodipine und Perindopril, sowie eine zusätzliche wirkungsvolle Behandlung zur Senkung des Cholesterins erhielten, das Risiko eines Schlaganfalles und Herzinfarktes um die Hälfte herabgesetzt werden – die Haupttodesursachen bei Millionen von Männern und Frauen mit Bluthochdruck“, so Sever weiter.

Der ASCOT-Versuch ist die bisher einzige große europäische Studie, bei der diese beiden Behandlungsmethoden kombiniert wurden.

“Kombi-Behandlung“ wirkungsvoller als Standardtherapie

Die Endergebnisse von ASCOT, das in Großbritannien, Irland und den Nordischen Ländern durchgeführt wurde, bewies, dass die Kombination von neueren blutdrucksenkenden Medikamenten das Risiko von Schlaganfällen um etwa 25 Prozent, Herzinfarkten um 15 Prozent, cardiovaskulären Tod um 25 Prozent und neue Fälle von Diabetes um 30 Prozent senkten – im Vergleich zur Standardbehandlung.

Die zusätzliche Verabreichung des cholesterinsenkenden Mittels Atorvastatin reduzierte das verbleibende Risiko noch weiter, und zwar ungeachtet des ursprünglichen Cholesterinspiegels des Patienten. Die ASCOT- Patienten hatten zu Beginn der Studie tatsächlich nur einen durchschnittlichen oder unterdurchschnittlichen Cholesterinspiegel.

Infolge der Reduzierung von Herzinfarkten und Schlaganfällen bei Patienten, die das cholesterolsenkende Medikament erhielten und denjenigen, die mit den modernen blutdrucksenkenden Mitteln behandelt wurden, wurden beide Abschnitte von ASCOT von dem unabhängigen Data Safety Monitoring Board frühzeitig beendet.

Professor Bjorn Dahlof von der University Hospital/Ostra an der Universität kommentierte die Bedeutung dieser Ergebnisse so: „Bluthochdruck stellt ein grosses Problem im öffentlichen Gesundheitswesen dar. Trotz der Verfügbarkeit von wirkungsvollen blutdrucksenkenden Medikamenten erleiden immer noch viele Patienten, die in Behandlung sind, Schlaganfälle, Herzinfarkte und andere verwandte Krankheiten wie beispielsweise Diabetes. Jetzt bieten uns die Ergebnisse von ASCOT die einfache und wirkungsvolle Kombination von Behandlungsmethoden, die sowohl den Blutdruck kontrollieren wie auch das Cholesterin senken, um dieses Risiko effektiver herabzusetzen. Dies sind ausserordentlich wichtige Neuigkeiten für Patienten und deren behandelnde Ärzte.“

Die Wissenschaftler sind aufgrund der Studienergebnisse der Meinung, dass die internationalen Empfehlungen zur Behandlung von Bluthochdruck eventuell einer Überprüfung bedürfen. Sie schlagen darüber hinaus vor, dass bei den meisten Patienten mit Bluthochdruck auch eine Behandlung mit einem cholesterinsenkenden Medikament in Betracht gezogen werden sollte.

Sie betonen jedoch, dass Patienten, die Beta-Blocker und Diuretika einnehmen, diese Behandlung nicht abbrechen sollten. Sever und Dahlof kamen zu folgendem Schluss: „Diuretika und Beta-Blocker stellen eine wirkungsvolle und bewährte Kombination zur Senkung des Blutdrucks und der damit verbundenen Risiken dar. ASCOT hat aber bewiesen, dass für viele Patienten die Kombination von neueren Medikamenten eine sogar noch bessere Alternative darstellen könnte. Patienten sollten die Schlussfolgerungen von ASCOT mit ihren Ärzten diskutieren, bevor eine Modifizierung der Behandlungsmethode in Betracht gezogen wird.“

(ESC/ASCOT/ots/PRNewswire, 05.09.2005 – DLO)

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