Auch eine Woche nach dem verheerenden Hurrikan Katrina ist die Lage im Krisengebiet weiterhin dramatisch. Allein in New Orleans harren vermutlich noch mehrere zehntausend Bewohner in ihren Häusern aus und warten auf Rettung oder Lebensmittel und Trinkwasser. Nach Behördenangaben hat der Wirbelsturm in den US-Bundesstaaten Alabama, Louisiana und Mississippi bisher bereits mehr als 200 Menschenleben gefordert.
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Rettungskräfte vermuten unter den Trümmern der Häuser und in den überschwemmten Bezirken aber noch mehrere Tausend weitere Opfer. Die Helfer haben mittlerweile mit der gezielten Bergung der Leichen begonnen. Noch immer unklar ist auch das wahre Ausmaß der Sachschäden an der Südküste der USA. Experten gehen mittlerweile von einer Gesamtsumme von bis zu 100 Milliarden Dollar aus.
Mehr als eine Million Einwohner in der von Katrina heimgesuchten Region haben ihr Dach über dem Kopf verloren. 230.000 Flüchtlinge sind mittlerweile allein in Texas eingetroffen und werden dort notdürftig versorgt.
Noch nicht unter Kontrolle ist die Situation vor allem in New Orleans. Zwar konnte mithilfe von Hubschraubern der Deichbruch repariert werden und in einigen wenigen Stadtteilen gibt es wieder Strom, doch die Sicherheitslage ist nach wie vor kritisch. Immer wieder kommt es zu Plünderungen und Raubüberfällen. Polizisten und Sicherheitskräfte liefern sich in den letzten Tagen mehrfach Schießereien mit bewaffneten Banden. Dabei waren wiederholt Todesopfer zu beklagen.
Deutsche Unterstützung für die Hurrikan-Region
Unterdessen hat Bundeskanzler Gerhard Schröder dem amerikanischen Volk die Solidarität Deutschlands versichert. Der Kanzler kündigte an, den amerikanischen Antrag an die Weltenergieagentur zu unterstützen, internationale Ölreserven auf den Markt zu geben. Wo Hilfe gebraucht wird, werde Deutschland auch kurzfristig mit Spezialisten und Gerät helfen, sagte Schröder.
Im Rahmen einer international koordinierten Aktion wird die Bundesregierung den amerikanischen Antrag bei der Internationalen Energieagentur unterstützen, Teile der internationalen Erdölreserve in den Markt zu bringen. Das könne auch den gegenwärtigen Druck auf die Preise an den Tankstellen mindern, sagte Bundeskanzler Schröder. Er gehe von einer weltweiten Zustimmung für ein solches Vorgehen aus.
Aus der Welterdölreserve sollen zunächst für einen Monat rund zwei Millionen Barrel täglich auf den Markt gebracht werden. Deutschland habe Kapazitäten, dazu beizusteuern, sagte Schröder. Der Bundeskanzler appellierte an die Unternehmen der Erdölwirtschaft, dies auch tatsächlich zur Senkung der Preise zu nutzen. Hier stünden die Erdölkonzerne in der Verantwortung. Eine humanitäre Verpflichtung verbiete es, aus den Folgen der Katastrophe Gewinn zu ziehen.
Die Situation nach dem Hurrikan „Katrina“ zeige aber auch, wie wichtig es sei, die Energiegewinnung von der Erdölversorgung unabhängiger zu machen, insbesondere mit erneuerbaren Energien, so der Kanzler.
Die Bundesregierung hat den Vereinigten Staaten bereits technische und medizinische Unterstützung angeboten. Bei einem Treffen mit dem neuen US-Botschafter in Deutschland, William R. Timken, will Bundesaußenminister Joschka Fischer am Abend darlegen, womit Deutschland helfen kann. In Betracht kommt medizinische Unterstützung, Hilfe bei der Errichtung von Notunterkünften, die Bereitstellung von Impfteams und Experten zur Wasseraufbereitung sowie Krankentransporte mit MedEvac-Flugzeugen der Bundeswehr.
Alle verfügbaren Hilfen könnten kurzfristig und schnell abgerufen werden, sagte Bundeskanzler Schröder. Natürlich wisse man um die großen Ressourcen der Vereinigten Staaten als größte Industrienation der Welt. Wo es aber Engpässe gebe und punktuell geholfen werden kann, wolle Deutschland helfen.
Die tätige Solidarität und Unterstützung für Amerika nannte Gerhard Schröder eine Selbstverständlichkeit – und eine historische Pflicht, nachdem Deutschland vom amerikanischen Volk nach dem Zweiten Weltkrieg enorme Hilfen erhalten habe.
(MMCD/Bundesregierung, 05.09.2005 – DLO)