GeoUnion

Bremerhavener Schüler fahren in die Barentssee

HIGHSEA-Projekt erkundet Meeresströmungen

Der Bildungslogger "Lovis" wurde 1897 in Göteborg als Dampfschiff mit zwei Stützmasten gebaut. Seit Mai 2000 ist die in Greifswald beheimatete "Lovis" als speziell für Gruppen- und Seminarreisen ausgerüsteter Traditionssegler auf der Ostsee unterwegs. © AWI

Kalt ist es. Doch vor lauter Aufregung dürften die 15 Bremerhavener Schülerinnen und Schüler die Kälte kaum spüren. Arbeiten sie doch seit dem 14. August für 2 Wochen als richtige Meeresforscher in der Arktis auf dem Traditionssegler „Lovis“. Die Expedition führt sie durch die Barentssee von Longyearbyen auf Spitzbergen zum norwegischen Tromsö.

Die jungen Nachwuchswissenschaftler sind mit der Materie schon bestens vertraut, nehmen sie doch am Schulprojekt HIGHSEA teil. Dieses Vorzeigeprojekt des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) bietet den Schülern an zwei Tagen in der Woche fächerübergreifenden Unterricht am AWI, der in Form von „Teamteaching“ sowohl von Lehrkräften als auch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Instituts gestaltet wird.

Wasser ist nicht gleich Wasser

Jetzt sollen die Schüler der Tiefenwasserbildung in der Barentssee nachspüren und sich dabei naturwissenschaftliches Grundlagenwissen erarbeiten. Begleitet werden sie von der Mathematiklehrerin Nicole Kindler und den am AWI tätigen Wissenschaftlern Dr. Michael Schodlok (Ozeanograph) und Dr. Susanne Gatti (Meeresbiologin). Sie bekommen damit die einmalige Gelegenheit, in der Arktis an einem eigenen Projekt forschend zu lernen. Im Mittelpunkt der Reise wird das eigenständige und selbstverantwortliche Arbeiten der Schüler stehen. Die Hauptarbeit wird darin bestehen auf dem Weg nach Tromsö eine große Zahl an Wasserproben zu nehmen und parallel über eine so genannte CTD-Sonde Salzgehalt, Temperatur und Tiefe zu messen. Aus diesen Daten kann dann ermittelt werden, wie stark die Tiefenwasserbildung ist.

Motor des Golfstroms

Dieser Vorgang ist deswegen so wichtig, weil er der Motor für den Golfstrom ist. Sinkt nämlich in der Arktis Wasser in die Tiefe, so zieht dies warmes Wasser aus dem Golf von Mexiko nach. Auf diese Art bekommt Europa eine Fernwärme in der Größenordnung der Leistung von einer Millionen Kraftwerken geliefert. Tiefenwasser bildet sich im Winter in regional begrenzten Gebieten der Arktis. Warmes, salzreiches Wasser kühlt ab und wird dadurch schwerer als das umgebende Wasser. Friert auch noch Eis aus, so steigt die Salzkonzentration weiter und das Wasser wird schwerer als das unter ihm liegende Wasser. Es sinkt ab. Dabei transportiert es auch viel Sauerstoff in die Tiefsee, der für die dort lebenden Tiere wichtig ist.

Wissenschaftliche Experimente machen Schule spannend © AWI

Mathe, Chemie und Physik ganz nebenbei

Mit ihren Forschungsarbeiten wollen die Schüler vor allem die starken Schwankungen in der Tiefenwasserbildung im Untersuchungsgebiet besser verstehen. Dass die jungen Forscher und Forscherinnen dabei auch ihr physikalisches, chemisches und mathematisches Basiswissen erweitern, ist ein wesentlicher Aspekt des Projekts. Doch so macht es sicher keinem der Schüler etwas aus, Mathe, Chemie und Physik zu lernen.

Die Gesamtkosten der zweiwöchigen Forschungsfahrt belaufen sich auf etwa 35.000 Euro, von denen die Eltern der Schüler und das Alfred-Wegener-Institut jeweils etwa ein Fünftel tragen. Die verbleibende Summe wird von einer Reihe lokaler und überregionaler Sponsoren aufgebracht.

Weitere Informationen zur Reise und den einzelnen Sponsoren finden Sie hier.

(AWI/Kirsten Achenbach, RCOM, 18.08.2005 – AHE)

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