Klima

Globale Erwärmung gefährdet kleinsten Schmetterling der Welt

Seltene Art empfindlich gegenüber Temperaturanstieg

Pseudophilotes sinaicus © Mike James

Eines der ersten Opfer der globalen Erwärmung könnte der kleinste Schmetterling der Welt sein. Die zu den Bläulingen gehörende Art Pseudophilotes sinaicus kommt nur in einem kleinen Gebiet auf dem Sinai vor und ist, wie eine aktuelle Untersuchung zeigt, extrem empfindlich gegenüber steigenden Temperaturen.

Die Biologen Martin Hoyle und Mike James von der Universität von Exeter untersuchten die weltweite Verbreitung und Populationsentwicklung des fliegenden Winzlings und haben jetzt ihre Ergebnisse in der Zeitschrift Conservation Biology veröffentlicht. Pseudophilotes sinaicus ist eine von zwei nur im Sankt Katharinen-Schutzgebiet Ägyptens vorkommenden Arten. Das Schutzgebiet beherbergt zwei Drittel aller Schmetterlingsarten Ägyptens und 40 Prozent aller Pflanzenarten des ansonsten eher kargen Landes.

Für sein Überleben braucht der Schmetterling den ebenfalls nur in dieser Region vorkommenden Sinai Thymian, da die Raupen sich von dessen Blättern ernähren. Doch trotz Schutz nehmen die Störungen dieses eng umgrenzten Lebensraums zu: Wachsender Tourismus zum nahe gelegenen St. Katharinenkloster und zunehmende Beweidung durch Schafe und Ziegen einiger nahebei wohnenden Familien dezimieren die Anzahl der Wirtspflanzen und bedrohen damit das Habitat des Schmetterlings.

Die Forscher wollten mit ihrer Untersuchung herausfinden, in welchem Maße die Faktoren Beweidung, das Pflücken des Thymians durch Kräutersammler und die Temperatur die Populationsentwicklung von Pseudophilotes sinaicus beeinflussen. Aus den Daten erstellten sie ein Modell, das die Einflüsse aller drei Faktoren simulierte.

Sie stellten fest, dass die Schmetterlingsart ohne menschengemachte Störungen und Eingriffe in ihr Habitat noch mindestens 200 Jahre überdauern könnte. Auch eine leichte Zunahme der Beweidung könnte die Art noch überstehen, nicht aber einen Temperaturanstieg. „Wenn Teile des Habitats eine bestimmte Schwelle überschreiten, ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Schmetterling ausstirbt, sehr hoch“, erklärt Martin Hoyle.

Nach Ansicht der Wissenschaftler könnte es nicht nur für diesen Schmetterling, sondern auch für andere gefährdete Arten, jeweils eine Schwelle der jährlichen Durchschnittstemperatur geben, oberhalb derer ein Aussterben sehr viel wahrscheinlicher wird. Für den Beweidungsdruck dagegen sei keine solche Schwelle festzustellen.

(Blackwell Publishing Ltd., 08.08.2005 – NPO)

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Schriftzeichen

Ältestes Alphabet der Welt entdeckt?

Erstes Porträt eines extragalaktischen Sterns

Baby-Säbelzahnkatze im Permafrost entdeckt

Auch erwachsene Schimpansen spielen noch miteinander

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

Dossiers zum Thema

Schneekristall

Symmetrie - Geheimnisvolle Formensprache der Natur

Klimawandel - Bringt der Mensch das irdische Klima aus dem Gleichgewicht?

Bücher zum Thema

Abenteuer Evolution - Die Ursprünge des Lebens von Walter Kleesattel

Einführung in die Ökologie - von Wolfgang Tischler

Die Letzten ihrer Art - Eine Reise zu den aussterbenden Tieren unserer Erde von Douglas Adams und Mark Carwardine

Wetter & Klima - Das Spiel der Elemente - Atmosphärische Prozesse verstehen und deuten von Dieter Walch und Harald Frater

Top-Clicks der Woche