Wissenschaftler haben in der Fruchtfliege Drosophila ein neues Gen entdeckt, das dem Insulin- Signal entgegen wirkt und so das Wachstum der Fliege bremsen kann. Noch ist unklar, ob beim Menschen ähnliche Mechanismen existieren, die für die Diabetes- und Krebsforschung von grosser Bedeutung sein könnten. Die Studie wird am 6. Juni in der Wissenschaftszeitschrift Developmental Cell publiziert.
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Die Wirkungsweise von Insulin, dem Hormon, das sich zahlreiche Diabetes-Patienten regelmässig spritzen müssen, wird seit Jahren intensiv erforscht. Vor allem weil Insulin-ähnlichen Molekülen wie beispielsweise den IGFs (insulin-like growth factors, Insulin-ähnliche Wachstumsfaktoren) eine bedeutsame Rolle in der Kontrolle des Wachstums und daher auch in der Krebsentstehung zukommt.
Insulin und IGF benutzen die gleiche Signalübertragungskette in den Zellkern, um in den Zielzellen die gewünschte Antwort auszulösen. Zahlreiche Glieder dieser Kette sind bereits bekannt. Trotzdem sind weitere Anstrengungen erforderlich, um mehr über die Feinregulierung der Signalübertragung sowie über das Zusammenspiel mit anderen Signalwegen herauszufinden.
Eine erstaunliche Beobachtung hat der Insulin-Forschung neue Wege eröffnet. Die kleine Fruchtfliege mit dem klangvollen Namen Drosophila melanogaster benutzt eine praktisch identische Signalkette, um das Wachstum ihrer Zellen und Organe mit den Umweltbedingungen in Einklang zu bringen. Dies ist von grosser praktischer Bedeutung für die Forschung, ist doch Drosophila seit Jahrzehnten das Lieblingstier der Genetiker.
Der Forschungsgruppe von Ernst Hafen am Zoologischen Institut der Universität Zürich ist es nun gelungen, mit genetischen Tricks in Drosophila ein Gen zu identifizieren, welches dem Insulin- Signal entgegenwirken und so das Wachstum bremsen kann. Das neu entdeckte Gen, Susi (Suppressor of Signaling by Insulin), übt relativ subtile Einflüsse auf das Insulin-Signal aus. So sind Tiere, welchen die Susi-Funktion aufgrund eines Gendefekts fehlt, trotzdem lebensfähig – sie sind lediglich größer als ihre Geschwister mit intaktem Susi.
Interessanterweise wird Susi im Tagesrhythmus reguliert. Während der Nacht wird das Susi-Gen aktiv abgelesen, tagsüber tritt es hingegen in eine Ruhephase. Die Forscher spekulieren daher, dass Susi immer dann, wenn die Fliegen keine Nahrung zu sich nehmen, das Insulin-Signal abschwächt. Ob im Menschen ähnliche Moleküle existieren, die für die Diabetes- und Krebsforschung von grosser Bedeutung sein könnten, bleibt zu testen. Zumindest auf der Basis der Gensequenz sind die Forscher nicht fündig geworden.
(Universität Zürich, 07.06.2005 – NPO)