Klima

Klimawandel: Arktische Seen verschwinden

Auftauender Permafrost lässt Wasser versickern

Arktische Seen © University of Alaska

Die Arktis wird wärmer – und mit ihr schrumpfen und verschwinden auch ganze Seen in den Nordpolargebieten. Das ist das Ergebnis einer neuen jetzt in Science veröffentlichten Studie, bei der mithilfe von Satellitendaten mehr als 10.000 größere Seen und ihre Entwicklung seit den 1970er Jahren untersucht worden sind.

„Das ist die erste Veröffentlichung, die demonstriert, dass die Veränderungen die wir in den Seen Alaskas als Reaktion auf ein wärmeres Klima beobachtet haben, auch in Sibirien auftritt“, erklärt Larry Hinzman vom Wasser- und Umweltforschungszentrum der Universität von Alaska in Fairbanks. Er und seine Kollegen hatten bereits zuvor Tundratümpel auf der Seward Halbinsel in Alaska vermessen und ein Schrumpfen der Wasserflächen um rund die Hälfte innerhalb der letzten 50 Jahre festgestellt.

In der neuen Studie verglichen die Wissenschaftler Daten aus dem Jahr 1973 mit Ergebnissen für die Jahre 1997 und 1998. In diesen Zeitraum ging ihre Anzahl um rund elf Prozent zurück, 125 Seen verschwanden komplett und sind heute wieder mit Vegetation zugewachsen. Viele Seen schrumpften signifikant, der Gesamtflächenverlust lag bei sechs Prozent.

Laurence Smith, Geographie-Professor an der Universität von Kalifornien in Los Angeles und seine Ko-Forscher waren vom Ausmaß des Wasserverlustes überrascht: „Wir haben erwartet, dass die Wasserfläche mit dem Klimawandel zunimmt“, erklärt Smith. „Und obwohl dies im Norden, in der Region mit intaktem Permafrost, tatsächlich der Fall war, nahm die Seenfläche im Süden, wo der Permafrost auftaut, nicht zu.“

In Permafrostregionen erzeugt die Sommerschmelze Schmelzwasser, das typischerweise nicht in den eisreichen gefrorenen Böden versickern kann. Als Folge bilden sich flache ausgedehnte Seen. Die aus den jüngsten Messungen gewonnenen Daten deuten daraufhin, dass die ansteigenden Temperaturen diese Seen anwachsen lassen, solange der Permafrostboden nicht auftaut. Im hohen Norden sammelt sich das durch die Erwärmung anfallende zusätzliche Schmelzwasser in den Seen und vergrößert sie, doch hält die Erwärmung weiter an, taut der Boden auf und das Wasser beginnt zu versickern. Als Folge schrumpfen die Seen.

„Wir erwarten, dass die Gebiete mit dauerhaftem Permafrost langsam ausdünnen und sich langsam nach Norden zurückziehen, was das Verschwinden von noch mehr Seen nach sich zieht“, erklärt Smith. In Regionen mit nur dünnem oder unterbrochenem Permafrost werden die Oberflächenböden zudem immer trockener, je weiter der Permafrost degradiert.

Doch die Auswirkungen gehen noch über die Seen hinaus, wie die Forscher betonen: “Die sich verändernden Seen sind eine schlüssige, messbare Indikation für die umfassenden Änderungen in der Hydrologie der Arktis”, erklärt Hinzman. „Der Verlust des Oberflächenwassers wird unausweichlich die lokalen Ökosysteme beeinflussen, was wiederum zu einem Kaskadeneffekt führt. Die Veränderungen könnten den Verlust von Habitaten für Zugvögel verursachen, die lokalen und regionalen atmosphärischen Bedingungen verändern, darunter mehr Wind sowie häufigere und stärkere Buschbrände auslösen.“

(University of Alaska, Fairbanks, 07.06.2005 – NPO)

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