Menschliche, mit HIV infizierte Zellen können einen entscheidenden Teil des HIV-Gens im Virus „stillegen“. Wie Wissenschaftler zum ersten Mal nachgewiesen haben, nutzt damit auch der menschliche Organismus einen Prozess der Immunabwehr, den normalerweise Pflanzen und wirbellose Tiere einsetzen, um sich gegen einen Virus zu wehren.
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Das Phänomen des so genannten RNA-Silencings wurde zuerst in Pflanzen und später in Insekten entdeckt. Obwohl beide Organismengruppen nicht die ausgefeilten Immunabwehrstrategien der höheren Tiergruppen besitzen, können sie mit dieser Methode erfolgreich Viren bekämpfen, indem sie das virale genetische Material entdecken und blockieren. Die Blockade zerstört virale RNA, setzt die Viren allerdings nicht permanent außer Gefecht, da diese Wege entwickelt haben, um die Stilllegung zu unterdrücken.
Bisher hatten Wissenschaftler keine eindeutigen Belege dafür, dass dieses „Silencing“ auch zum Abwehrrepertoire von Säugetieren gehört. Einer von Kuan-Teh Jeang geleitete Forschergruppe der National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) ist dies jedoch nun gelungen.
Sie stellten sich bei ihren Versuchen drei Fragen: Hat der HI-Virus genetische Sequenzen, die eine indizierte Zelle entdecken und in Vorformen der blockierenden RNA umgewandelt werden können? Nutzen menschliche Zellen überhaupt diese so genannten „short infering RNAs (siRNA) um HIV außer Gefecht zu setzen? Und schließlich: Wenn die Zellen diese Methode der Stilllegung einsetzen, kann das Virus ihr entgehen? Wie die Forscher feststellten, lautet die Antwort auf alle drei Fragen: Ja.
Und für die Forscher gab es eine möglicherweise entscheidende Überraschung: HIV ist dafür bekannt, antiviralen Wirkstoffen zu entgehen, indem es schnell seine Gensequenzen ändert. Doch gegen die neu entdeckte sequenzspezifische siRNA-Attacke hilft diese Strategie nicht. Offenbar zielt die siRNA auf eine Sequenz, die eine wichtige Achillesferse des Virus schützt und die das Virus deshalb nicht verändern kann.
Diese Entdeckung könnte wichtige Auswirkungen für die Behandlung von HIV-Infizierten haben. Denn auf der Basis dieser siRNA könnten antivirale Wirkstoffe entwickelt werden, gegen die das Virus nicht durch einfache Mutation resistent werden kann. „Ein neuer Ansatz der HIV-Therapie wäre möglich, der auf eine stabile Komponente von HIV zielt“, erklärt Anthony S. Fauci, Leiter der NIAID.
(NIH/National Institute of Allergy and Infectious Diseases, 24.05.2005 – NPO)