Wissenschaftler der Universität Leipzig und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein haben eine neue Therapie für Verbrennungsopfer entwickelt. Mit dem gezielten Einsatz humaner Wachstumsfaktoren gelingt es ihnen, verbrannte Haut doppelt so schnell und vor allem narbenfrei zu heilen.
Doch dies ist nur eines der Projekte über die 600 Wissenschaftler und Kliniker aus 30 Ländern auf dem 2. Weltkongress für Regenerative Medizin „Vom Gewebeersatz zur Geweberegeneration“ vom 18. bis 20. Mai 2005 in Leipzig diskutieren.
Stammzellen und Wachstumsfaktoren im Visier der Forscher
„Die Kliniker entdecken immer neue Möglichkeiten für regenerative Therapien“, so Professor Dr. Augustinus Bader vom Biotechnologisch- Biomedizinischen Zentrum der Universität Leipzig, der zusammen mit Professor Dr. Hans-Günther Machens vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und der Medical University of South Carolina, USA, das neue Verfahren zur Behandlung von Brandwunden initiiert hat.
„Der Ansatz, eigene adulte Stammzellen und Wachstumsfaktoren organspezifisch einzusetzen, bewährt sich. In den nächsten Jahren werden Wissenschaftler die ersten Therapien in die klinische Praxis überführen“, sagt Bader. Mitwachsende Herzklappen, Knorpel, Gelenke und die Regeneration von Organen wie der Leber etwa sind in der klinischen Forschung weit fortgeschritten.
Die Regenerative Medizin hat sich zum Ziel gesetzt, Krankheiten wirklich zu heilen, den Körper wieder so herzustellen, wie er vor der Erkrankung war. Das ist deutlich mehr als die Beendigung von Krankheiten und Bekämpfung ihrer Folgen, wie sie heute praktiziert wird.
Millionen Menschen warten auf Hilfe
„Millionen Menschen auf aller Welt warten auf Regenerative Therapien“, sagt auch Professor Dr. Xuetao Pei vom Pekinger Institut für Transfusionsmedizin und dem AMMS Stammzell-Forschungszentrum. Er erwartet vom Kongress vor allem Kooperationen für die Entwicklung Stammzell-basierte Therapien mit Forschungsgruppen und Unternehmen.
„Für viele Krankheiten, wie Parkinson, Herzleiden, Diabetes, Alzheimer, Krebs, schwere Verbrennungen, Rückenmarkserkrankungen und Geburtsmängel gibt es wenige oder überhaupt keine Behandlungsmöglichkeiten. Millionen von Patienten in aller Welt suchen nach Therapien. Deshalb denke ich, der Kongress wird für jeden wichtig sein, der die ganze Themenbreite rund um die Regenerative Medizin verstehen will: Politiker, Juristen, Wissenschaftler, Forscher, Lehrende und Studierende“, so Pei.
Auch gesundheitspolitisch setzt die Biomedizin Zeichen. Durch die Heilung mithilfe der Organregeneration lassen sich zum Beispiel Kosten für lebenslange Behandlung oder wiederholte Operationen an geschädigten Organen und Geweben vermeiden. Da die Regenerative Medizin ausschließlich adulte Stammzellen, also keine embryonalen, nutzt, ist sie ethisch unbedenklich.
Breites Spektrum der Regenerativen Medizin
Das wissenschaftliche Programm der Tagung spiegelt das breite Spektrum der wissenschaftlichen Ansätze in der Regenerativen Medizin wider. Die Themenschwerpunkte reichen von technischen Fragen – wie der Entwicklung in Bioreaktoren für Gewebezüchtung über Regeneration von verschiedenen Gewebetypen und die Kommunikation der Zellen – bis zur Zukunft der Regenerativen Medizin. Ethische und rechtliche Fragen werden in die Tagung ebenfalls einbezogen.
Für die Integration von Medizin und Biotechnologie in der Regenerativen Medizin ist das Zusammenspiel von Medizintechnik, Zellbiologie und Pharmazie sowie das Verstehen der Mechanismen der Geweberegeneration unverzichtbar. Teilnehmer werden deshalb Vertreter aller relevanten Bereiche sein: der Medizin, der Technik, der Biotechnologie und der Pharmaindustrie.
(idw – Universität Leipzig, 17.05.2005 – DLO)