Wissenschaftler haben erstmals HI-Viren für Untersuchungen markiert, ohne die Eigenschaften des Erregers zu verändern. Die Kennzeichnung macht es möglich, das Verhalten der Viren beim Eintritt in die Wirtszelle, bei der Virusvermehrung und beim Zellaustritt zu beobachten – ein wesentlicher Schritt für das Verständnis des Infektionsverlaufs von HIV.
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Moderne Bildgebungsverfahren erlauben Echtzeit-Beobachtungen von Virus-Zellinteraktionen. Viele dieser Untersuchungsmethoden erfordern die Markierung des jeweiligen Gegenstands des Interesses, etwa mit dem Grün Fluoreszierenden Protein (GFP), dessen genetischer Code in die Erbinformation eingeschleust wird. Dort wird das Markerprotein dann von der zelleigenen Maschinerie produziert und an die gewünschte Stelle angehängt.
Auch bei der Interaktion des HI-Virus mit der Wirtszelle waren bereits Versuche zur GFP-Markierung gemacht worden. Dabei beeinträchtigten die entsprechenden genetischen Veränderungen jedoch die Bildung von Viruspartikeln oder deren Infektiosität. Dies führte dann zu einer erheblichen Einschränkung der Forschungsergebnisse. Die Heidelberger Wissenschaftler vom Heidelberger Universitätsklinikum und des Deutschen Krebsforschungszentrums, haben nun im Strukturmolekül der Viruskapsel einen Bereich entdeckt, der die gravierende Verlängerung durch das GFP toleriert.
Nach Angaben der Forscher vergrößert der Einbau des GFP Moleküls das HIV Strukturprotein um circa die Hälfte und trotzdem werden noch infektiöse Viren gebildet. Die Gruppe von Hanswalter Zentgraf konnte mittels Elektronenmikroskopie nachweisen, dass Aussehen und Gestalt der so kreierten Viruspartikel vom normalen HIV nicht zu unterscheiden sind.
Durch gleichzeitige Herstellung von GFP-verlängertem und normalem Strukturprotein gelang es den Virologen, im Fluoreszenzmikroskop sehr gut sichtbare HI-Viren mit mehreren Tausend GFP Molekülen herzustellen, die genauso infektiös waren, wie HIV ohne GFP. Damit ist ein wesentlicher Schritt getan, um die Dynamik der HI-Virusinfektion besser verstehen zu können.
(idw – Deutsches Krebsforschungszentrum, 25.02.2005 – DLO)