Fische wie beispielsweise Lachs und Kabeljau sowie Seehunde und andere Meerestiere aus bestimmten Ostseeregionen sind stark mit Schadstoffen belastet. Dies geht aus einer neuen Studie hervor, die der WWF am 25. Januar 2005 vorgestellt hat.
Nach dem aktuellen Report “Clean Baltic within REACH“ reicherten sich beispielsweise zwischen den späten 1980er und den frühen 90er Jahren jährlich durchschnittlich 31 Kilogramm Polychlorierte Biphenyle (PCB) in den angelandeten Ostseefischen an. Die Schwedische Gesundheitsbehörde empfiehlt Frauen im gebärfähigen Alter deshalb, ihren Konsum von Ostseehering und Ostseelachs einzuschränken.
Der WWF-Studie zufolge wurden in den Meerestieren auch neuere Substanzen wie Bromierte Flammschutzmittel, darunter Polybromierte Diphenylether (PBDE), Weichmacher und Duftstoffe in bedenklichen Mengen gefunden. Einzelne Fischproben aus der Ostsee enthielten bis zu 50 Mal mehr des Flammschutzmittels PBDE als Vergleichsproben aus dem Atlantik.
WWF fordert grundlegende Reform der EU-Chemikaliengesetzgebung
„Die Belastung unseres Hausmeeres Ostsee mit schädlichen Chemikalien ist besorgniserregend. Die Ergebnisse der Studie rufen laut nach einer grundlegenden Reform der EU-Chemikaliengesetzgebung, wie sie derzeit unter dem Begriff REACH in der politischen Diskussion steht. Damit kann die von Generation zu Generation steigende Belastung endlich beendet werden. Der Mensch steht am Ende der Nahrungskette, und wir sägen uns selbst den Ast ab, auf dem wir sitzen, wenn wir jetzt nicht mit REACH ernst machen“, sagt Ninja Reineke, Chemikalienexpertin des WWF.
Die WWF-Studie enthüllt ferner, dass einige Fischarten, wie beispielsweise Meerforelle, Kabeljau und Steinbutt unter Fortpflanzungsstörungen leiden, die mit Chemikalien in Verbindung gebracht werden. Aber nicht nur Fisch ist belastet. Die Mengen an Polybromierten Biphenylen und PBDE in Seehunden und Seeadlern sind an der Ostsee zwei- bis fünfmal höher als in der Nordsee oder Arktis. Andere schädliche Chemikalien, wie beispielsweise Perfluorierte Verbindungen, die als krebserregend und schädlich für die Fortpflanzung eingeschätzt werden, wurden laut der Studie kürzlich in Ostseeschweinswalen, Fischen und Vögeln gefunden.
Aufgrund des langsamen Wasseraustauschs mit der Nordsee und der teilweise extrem niedrigen Temperaturen der Ostsee werden die Chemikalien hier noch langsamer abgebaut als in anderen Meeren. Die ohnehin geringe Artenvielfalt der Ostsee wird unter anderem durch die Chemikalien noch zusätzlich gefährdet.
„Die bisherige EU-Chemikalienpolitik ist offensichtlich nicht in der Lage, die Ostsee ausreichend zu schützen. Wir wissen genug, um jetzt endlich zu handeln: Industrie und EU müssen in Zusammenarbeit mit den Behörden dringend die gefährlichsten Substanzen ersetzen. Ein verbessertes REACH-Gesetz ist der wirksamste Hebel für eine gesündere Ostsee“, resümiert Ninja Reineke.
(WWF, 26.01.2005 – DLO)