Biotechnologie

Studie: Begriff „Gen-Milch“ irreführend

Umfrage belegt Irritation der Verbraucher

70 Prozent aller Verbraucher, unabhängig von ihrer Grundeinstellung zu gentechnisch veränderten Lebensmitteln, halten den Begriff „Gen-Milch“ für irreführend. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid im Vorfeld der vom 21. bis 30. Januar in Berlin stattfindenden „70. Internationalen Grünen Woche“.

Bei der überwiegenden Zahl der Verbraucher erweckt der Begriff fälschlicherweise den Eindruck, die Milch selbst sei gentechnisch verändert oder stamme von gentechnisch veränderten Kühen.

75 Prozent der Verbraucher glauben zudem, „Gen-Milch“ sei mit Gen-Tomaten, Gen-Mais oder Gen-Soja gleichzustellen. Doch während diese Pflanzen selbst in ihrem Erbgut verändert sind, wird bei der Milcherzeugung lediglich teilweise gentechnisch verändertes Futtermittel eingesetzt. Unter Kenntnis dieses Sachverhaltes kommen schließlich 70 Prozent der Befragten zu dem Ergebnis, dass der Begriff „Gen-Milch“ falsche Schlüsse zulassen könne und irreführend für den Verbraucher sei.

Mit der Studie wurde der Kenntnisstand und die Meinung der deutschen Verbraucher zu gentechnisch veränderten Lebensmitteln erfragt. Emnid interviewte dazu am 14. und 15. Januar 2005 insgesamt 1.003 Verbraucher ab 14 Jahren telefonisch.

Kontakt und weitere Informationen:

Nach Meinung von einigen namhaften deutschen Wissenschaftlern bleibt die Verfütterung gentechnisch veränderter Pflanzen ohne jede Auswirkung auf die Milch. In ihrer gemeinsam veröffentlichten Erklärung kommen sie zu dem Schluss: „In wissenschaftlichen Fütterungsstudien, die nach international anerkanntem Standard durchgeführt wurden, konnten in der Milch keine Komponenten (weder als gentechnisch veränderte DNA noch als resultierendes Protein) aus der gentechnischen Veränderung der Futtermittel nachgewiesen werden.“

Die Erklärung wurde abgegeben von: Prof. Einspanier (FU Berlin, Institut für Veterinär-Biochemie); Prof. Flachowsky (Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft), Braunschweig, Institut für Tierernährung; Prof. Jahreis (Friedrich-Schiller-Universität Jena, Biologisch-Pharmazeutische Fakultät); Prof. Jany (Bundsforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel, Karlsruhe, Molekularbiologisches Zentrum); Prof. Meyer (TU München, Wissenschaftszentrum Weihenstephan für Ernährung, Landnutzung und Umwelt).

Die Umweltorganisation Greenpeace dagegen hatte am 21. Juni 2004 einen Untersuchungsbericht des Forschungszentrums für Milch und Lebensmittel in Weihenstephan/Bayern vorgelegt, in dem weltweit zum ersten Mal gentechnische Verunreinigungen in Milch nachgewiesen wurden. Nach Angaben von Greenpeace waren diese Ergebnisse von der hessischen Milchwirtschaft, die die Untersuchungen im Jahr 2000 in Auftrag gab, nicht veröffentlicht worden.

Greenpeace konnte zudem durchsetzen, dass Milch von Kühen, die genmanipuliertes Tierfutter fressen, „Gen-Milch“ heißen darf – unabhängig davon, ob im Endprodukt Milch Genveränderungen nachweisbar sind. Dies hatte das Oberlandesgericht (OLG) Köln am 28. Oktober 2004 in zweiter Instanz entschieden.

(Emnid, Milchindustrie-Verband, Greenpeace, 18.01.2005 – DLO)

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