GFZ Potsdam

Deutsches Tsunami-Frühwarnsystem für Asien?

Helmholtz-Gemeinschaft präsentiert innovatives Konzept

Ein Tsunami-Frühwarnsystem für den Indischen Ozean, das in spätestens drei Jahren einsatzbereit seit könnte, haben Forscher der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren am 13. Januar 2004 der Bundesregierung vorgestellt. Das Konzept berücksichtigt auch das unmittelbare Notfallmanagement in der bedrohten Region nach dem Eintreffen einer Tsunami-Warnung. Ziel ist es im Falle einer drohenden Katastrophe die Bevölkerung schneller zu warnen und Menschenleben zu retten.

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„Ein effektives Präventionssystem kann nur gemeinsam mit den betroffenen Ländern und den anderen Partnerstaaten aufgebaut werden“, sagte Bundeskanzler Gerhard Schröder im Rahmen der Präsentation im Bundeskanzleramt. Nach Meinung Schröders ist dafür allerdings eine internationale wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit auf höchstem Niveau erforderlich. „Deutschland kann hier einen wichtigen Beitrag leisten“, sagte der Kanzler.

Das nach Angaben der Bundesregierung weltweit modernste Frühwarnsystem wird auf der Tagung der Vereinten Nationen zur Eingrenzung von Georisiken vom 18. bis 22. Januar im japanischen Kobe der internationalen Staatengemeinschaft vorgestellt. In der ersten Ausbaustufe soll das Tsunami-Frühwarnsystem für den Indischen Ozean circa 25 Millionen Euro kosten.

Weltweites Warnsystem geplant

Wie die Bundesregierung mittelte, gehört das geplante Tsunami-Warnsystem zu einem geplanten umfassenden Frühwarnsystem, mit dem auch Erdbeben oder Vulkanausbrüche erfasst werden sollen. Das System soll zu einem weltweiten Überwachungsnetz ausgebaut werden, das auch den Mittelmeerraum und den Atlantik berücksichtigt.

Nach Angaben der Geowissenschaftler integriert das jetzt vorgestellte System „terrestrische Beobachtungsnetze der Erdbebenkunde (Seismologie) und der Vermessungskunde (Geodäsie) mit neuesten Messverfahren und Satellitenbeobachtungen. Die Stationen und Bojen erfassen auftretende Seebeben durch damit einhergehenden erhöhten Wasserdruck und Wellenbewegungen. Diese Daten werden über Satellit automatisch an einen Zentralrechner übertragen. Diese sollen in Form so genannter Echtzeit-Warnungen – das bedeutet innerhalb von zwei bis drei Minuten – dezentrale Datenzentren in den betroffenen Ländern informieren.“

An der Vorstellung des Warnsystems nahmen neben Professor Rolf Emmermann, Leiter des GeoForschungszentrums Potsdam (GFZ) auch andere führende Geowissenschaftler wie Professor Peter Herzig vom Leibniz-Institutes für Meereswissenschaften der Universität Kiel und der Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe Professor, Friedrich-Wilhelm Wellmer, teil.

VDI: Integration von Frühwarnsystemen braucht Zeit

Nach Meinung des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) liegen die eigentlichen Schwierigkeiten bei der Bereitstellung und Errichtung eines Frühwarnsystems nicht im technischen Bereich. Der VDI sieht vor allem nach der Installation des Systems Probleme auf die betroffenen Länder zukommen. So müssten die Kommunikationswege in den ärmeren Regionen mit Hilfe von qualifizierten Experten aufgebaut und optimiert werden. Auch Notfall- und Evakuierungspläne seien mit der Bevölkerung zu üben und zu automatisieren.

Der VDI befürchtet, dass es Jahre dauern wird, bis das Frühwarnsystem so erfolgreich funktioniert, wie es bereits heute in den USA und Japan der Fall ist.

„Um die strukturellen Voraussetzungen zu schaffen, brauchen diese Länder sehr viel Geld und personelle Unterstützung, denn nur so lassen sich funktionierende Evakuierungssysteme aufbauen, so dass die Bevölkerungen auf den möglichen Ernstfall entsprechend vorbereitet sein können“, führt Volker Wanduch, stellvertretender VDI-Direktor, weiter aus. Deshalb ist es wichtig, dass Katastrophenorganisationen den Entwicklungsländern bei der Konzeption der Notfallpläne nachhaltig zur Seite stehen, und das wird ohne Zweifel mehr Zeit als die angekündigten drei Jahre für die technische Installation in Anspruch nehmen.

Dass Deutschland eine sehr hohe Kompetenz im Bereich der Geowissenschaften besitzt, steht bei den Ingenieuren und Wissenschaftlern außer Frage. „Sicherlich kann der Technikstandort Deutschland einen wichtigen Beitrag beim Aufbau von Tsunami-Frühwarnsystemen in der Welt leisten“, ist Volker Wanduch überzeugt. Auch den kürzlich entworfenen Drei-Jahresplan des Geoforschungszentrum Potsdam zur Installation eines Frühwarnsystems im südostasiatischen Raum hält der VDI für realistisch und technisch umsetzbar.

(Bundesregierung, VDI, 14.01.2005 – DLO)

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