Die Siedlungs- und Verkehrsfläche hat in Deutschland im Jahr 2003 um 93 Hektar pro Tag zugenommen. Allein für Verkehrswege wird pro Jahr eine Fläche von der Größe Sylts asphaltiert. Dies ist das Ergebnis der aktuellen Bilanz der Flächeninanspruchnahme des Statistischen Bundesamtes. Damit hat sich der Flächenverbauch in Deutschland im Verlgeich zu den Vorjahren zwar etwas verlangsamt, liegt aber nach Ansicht von Umweltschützern und Schienenverkehrsverbänden noch immer deutlich zu hoch.
Anlässlich der aktuellen Zahlen über den Flächenverbrauch in Deutschland hat der Naturschutzbund NABU von Bund, Ländern und Kommunen ernsthafte Maßnahmen zur Reduktion des Flächenverbrauchs gefordert. „Das von der Bundesregierung vorgegebene Ziel, den Verbrauch bis zum Jahr 2020 auf täglich 30 Hektar zu vermindern, lässt sich nur mit ökonomischen Steuerungsinstrumenten erreichen“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Auch die Allianz pro Schiene hält den Flächenverbrauch in Deutschland für „Besorgnis erregend hoch“. Auch wenn sich der „Flächenfraß“ für Siedlungen und Verkehr leicht abgeschwächt habe, schneide Deutschland im internationalen Vergleich schlecht ab. So werden nach den heute veröffentlichten Angaben des Statistischen Bundesamtes 4,9 Prozent der Bodenfläche Deutschlands vom Verkehr beansprucht. „In den dicht besiedelten Niederlanden braucht der Verkehr nur 2,7 Prozent der Landesfläche, in Österreich sogar nur 0,8 Prozent“, kommentierte der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege die Zahlen.
Nach den vom Statistischen Bundesamt vorgestellten Zahlen beträgt die vom Verkehr beanspruchte Fläche in Deutschland 17.353 Quadratkilometer. „Die Verkehrsfläche in Deutschland ist größer als das Land Thüringen“, so Flege. Seit 1993 hat die Verkehrsfläche um 912 Quadratkilometer zugenommen. Flege: „Jedes Jahr asphaltieren wir für den Verkehr eine Fläche zu, die annähernd die Größe der Insel Sylt hat.“
„Die Begrenzung der Flächeninanspruchnahme, insbesondere für Siedlungs- und Verkehrszwecke, ist für die Bewahrung des Naturerbes sehr wichtig.
Damit zwingend verbunden ist auch die Notwendigkeit zur Erhaltung unzerschnittener verkehrsarmer Räume,“ sagte der Präsident des Bundesamtes für Naturschutz, Prof. Dr. Hartmut Vogtmann, anlässlich der aktuellen Mitteilungen des Statistischen Bundesamtes zur Flächeninanspruchnahme.
Die negativen Effekte von Verkehrswegen aus Naturschutzsicht sind neben der direkten Zerstörung und Zerschneidung von Lebensräumen, auch die Verlärmung von Landschaften sowie die verkehrsbedingten Verluste von Tieren. Der Fischotter ist zum Beispiel auf große unzerschnittene Lebensräume angewiesen. Drei Viertel der zwischen 1985 und 1991 in Ostdeutschland tot aufgefundenen Otter kamen auf der Straße ums Leben. Außerdem gerät die zunehmende Verlärmung außerhalb von Ortschaften zunehmend zu einem Risikofaktor nicht nur für Tiere, sondern auch für das Naturerleben und die Erholung der Menschen.
(Statisches Bundesamt, NABU, BfN, Allianz pro Schiene, 10.11.2004 – NPO)