Wissenschaftler haben einen neuen Rezeptortyp an Nervenzellen entdeckt, der Schmerzreize vermindern kann, indem er die Weiterleitung der Signale zum Gehirn hemmt. Für ihre Entdeckung des P2Y-Rezeptors erhielten die Forscher Zoltan Gerevich, Sebastian J. Borvendeg und Wolfgang Schröder jetzt auf dem Deutschen Schmerzkongress 2004 einen Preis für Schmerzforschung.
Das Molekül Adenosin-5′-triphosphat (ATP) ist in lebenden Zellen ein wichtiger chemischer Energieträger, der außerdem biologische Signale vermitteln kann. Wenn es aus Körperzellen freigesetzt wird, erregt es „Biosensoren“ der Nachbarzellen, die Rezeptoren. Ein bestimmter Typ dieser Rezeptoren ist der sogenannte P2X Rezeptortyp, der an den Endigungen und Zellkörpern der peripheren sensorischen Neuronen platziert ist. Dies führt zum Auslösen eines schmerzhaften Reizes.
Die jetzt ausgezeichneten Forscher haben entdeckt, dass ATP an sensorischen Neuronen darüber hinaus einen zweiten, so genannten P2Y-Rezeptortyp aktiviert, der im Gegensatz dazu Schmerzreize vermindern kann. Die drei jungen Wissenschaftler wiesen in Tierexperimenten nach, dass die Injektion bestimmter ATP-ähnlicher Verbindungen in die Nähe des Rückenmarks schmerzstillende Effekte ausübt.
Darüber hinaus gelang es den Wissenschaftlern, den möglichen Wirkmechanismus von ADP-²-S aufzuklären. Diese Substanz vermindert offenbar die Freisetzung des erregenden Neurotransmitters Glutamat im Rückenmark. Damit können die sensorischen Reize nicht zu den höheren neuronalen Zentren des Gehirns weitergeleitet werden, wo schließlich die bewusste Wahrnehmung des Schmerzes erfolgt.
(Universität Leipzig, 08.10.2004 – NPO)