Wohin mit dem Treibhausgas CO2? Halten die Elbdeiche dem nächsten Hochwasser stand? Was tun mit riesigen Hohlräumen im Untergrund? Antworten auf diese Fragen haben Geowssenschaftler der Universität Leipzig und des Forschungsprogramms GEOTECHNOLOGIEN gesucht – und gefunden. Ihre Antworten stellen sie unter anderem im Rahmen der Austellung „In die Tiefe gehen“ noch bis zum 15.08. 2004 in Leipzig vor.
Treibhausgase in den Untergrund
In Getränken aller Art ist es prickelnder Zusatz – in der Atmosphäre trägt es maßgeblich zu dem berühmten Treibhauseffekt bei. Die Rede ist von Kohlendioxid (CO2), einer gasförmigen Verbindung mit vielen Gesichtern.
Es gilt heute als bewiesen, das CO2 eines der wichtigsten Treibhausgase ist. Gelangt es in großen Mengen in die Atmosphäre, trägt es zu der Erwärmung des Weltklimas bei. Weltweit machen sich Klimaexperten daher zur Zeit Gedanken, wie dieser Umweltkiller entschärft werden kann. Als eine mögliche Schlüsseltechnologie erweist sich dabei die unterirdische Lagerung des Kohlendioxids in tiefliegenden, hermetisch abgeschlossenen Sandsteinreservoiren oder nicht abbaubaren Kohleflözen. Erste Pilotversuche in Norwegen und Kanada liefern vielversprechende Ergebnisse.
Auch in Deutschland bietet der Untergrund ausreichend Platz, um große Mengen des bereits im Kraftwerk abgetrennten Treibhausgases aufzunehmen. Den ökologischen und ökonomischen Nutzen und wie sicher diese Technologie auch auf lange Zeiträume ist, untersucht das Forschungsprogramm GEOTECHNOLOGIEN.
Hält der Deich?
Die katastrophalen Hochwasserereignisse der letzten Jahre sind gerade den Menschen in den Überflutungsgebieten entlang der Elbe noch in lebhafter Erinnerung. „Hält der Deich“ war für die Anrainer immer die bange Frage. Am Institut für Geophysik und Geologie der Universität Leipzig werden zur Zeit Verfahren getestet, die hierauf in Zukunft eine verlässliche Antwort geben könnten. Mit Hilfe geoelektrischer Verfahren können die Wissenschaftler nämlich in den Deich „hineinschauen“ und die Durchfeuchtung des Schutzwalls messen – ein wichtiges Indiz für die Stabilität des Bauwerkes. Wie die Verfahren arbeiten und welche praktischen Schlüsse Wissenschaftler und Katastrophenmanager zukünftig aus den Messdaten ziehen können, erklärt Prof. Franz Jacobs, als Leiter dieses Großversuchs.
Gigantische Speicher unter der Erde
Eine hügelige, liebliche Landschaft – das ist das vertraute Bild Nord- und Mitteldeutschlands. Doch dass der Untergrund an vielen Stellen riesige Hohlräume aufweist, das ist weithin unbekannt und an der Oberfläche nicht erkennbar.
Geschaffen werden diese gigantischen Höhlen nicht von der Natur, sondern von Menschenhand: Energieversorgungsunternehmen, wie die MITGAS Leipzig, legen sie zur Speicherung von Erdgas an, um die starken Schwankungen im Gasverbrauch auszugleichen. Dabei kommt den Ingenieuren die nord- und mitteldeutsche Geologie entgegen. Die gewaltigen Steinsalzvorkommen tief unter der Erdoberfläche bieten optimale Bedingungen für den Bau unterirdischer Speicher, denn das Steinsalz bildet einen absolut dichten Mantel.
Die bis zu 500.000 Kubikmeter großen Speicher, groß genug um den Eifelturm aufzunehmen, werden durch gezielt eingeleitetes Wasser ausgespült. Einmal fertiggestellt, lässt sich in den Kavernen das mehr als hundertfache Gasvolumen einlagern, da das Gas unter hohem Druck eingepresst wird. Wollte man die gleiche Menge in oberirdischen Tanks einlagern, wären anstelle einer einzigen Erdgaskaverne 10 Stahltanks von jeweils 100 Meter Länge und Breite und 50 Meter Höhe notwendig.
(Universität Leipzig, GEOTECHN, 09.07.2004 – NPO)